Krempe und Kottek leben zusammen im stillgelegten Bahnhof. Krempe, mit
bürgerlichem Namen Karolina, wächst nach dem frühen Tod ihrer Eltern bei
ihrem Opa Kottek auf. Die Bahnlinie ist schon lange stillgelegt und Kottek hat
seine Bahnwärtermütze an seine Enkelin abgegeben. Das Mädchen erlebt eine
idyllische Kindheit, in der die Dorfgemeinschaft zusammenhält und in der
Waldohreulen über den Bahnhof gleiten. Lothar der Bauer, Tom, Nana und ihr Sohn
Jona aus dem Bauwagen, die Polizistin Lydia (samt Polizeihund) und Melli, die
für alle wäscht, bilden eine starke Truppe. Die Idylle knickt ein, als es
Kottek gesundheitlich rapide schlechter geht und er sich immer häufiger mit
seiner verstorbenen Frau unterhält. Karolina, die für so gewaltige Probleme
noch viel zu jung ist, fühlt sich im Moment so, als wäre jeden Tag Montag.
Nicht nur Karolina ist mit der Situation überfordert, auch die
Dorfgemeinschaft kann Kottek nicht rund um die Uhr beaufsichtigen, damit er
sich nicht in Gefahr begibt. Die Fassade bröckelt, das Zusammenleben von
Müttern und kinderlosen Frauen wie Sylvia scheint doch nicht so einfach zu
sein. Solange das Dorf noch nach einer Lösung sucht, ist die Sozialpädagogin
vom Jugendamt erst recht nicht erwünscht. Doch Hilfe kommt überraschend von
Onkel Luis. Kottek hat nie von seinem Bruder erzählt und dass Karolina damit
einen Großonkel hat.
Kinder, die mit nur einem Elternteil aufwachsen, kennen Karolinas Ängste sehr
gut. Wer wird sich um sie kümmern, falls Vater oder Mutter einmal schwer
erkranken? Krempes und Kotteks Notgemeinschaft hat schon lange auf schwachen
Füßen gestanden; denn wer möchte jeden Tag nur Kaffee trinken und Spiegeleier
essen? Ein Kompromiss für Karolinas Unterbringung erscheint unmöglich, weil
Frau Schulz, die Sozialpädagogin mit der Meerhexenfrisur, zunächst auf
boshafte Art ins Lächerliche gezogen wird.
Fazit
Mara Schindler erzählt in ihrem zweiten Buch (illustriert von Dorothée Bölke)
wieder eine warmherzige, humorvolle Geschichte vom Aufwachsen in ländlicher
Idylle. Die Darstellung des Konflikts und auch die Lösung für Karolina finde
ich für eine Lesergruppe ab 10 Jahren zu anspruchslos.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 18. Januar 2017 2017-01-18 05:59:20