Anregend und spannend erzählt
Da sind diese beiden Scheinwerfer. Die immer den gleichen Abstand einhalten. In
dieser dunklen, bitterkalten Nacht auf der Schnee- und Eisstraße durch die
Arktis. Den Lkw geborgt, alle anderen Fernfahrer haben sich rechtzeitig vor dem
kommenden Sturm an der Raststätte in Sicherheit gebracht. Die Augen fallen u
vor Müdigkeit, schon das Aufziehen der Schneeketten auf die Räder des LKW hat
fast ihre Kräfte überfordert. Bei minus 30 Grad, Temperatur fallend.
Aber Yasmin musste alle Warnungen verhallen lassen, musste vom Flughafen so
schnell es geht in dieses kleine, zerstörte, verbrannte Dorf jenseits der
Zivilisation. Denn aus diesem völlig verbrannten Ort hatte sie das letzte
Lebenszeichen Ihres Mannes empfangen. Seit Monaten war dieser bereits als
Fotograf unterwegs. Und war da nicht auch was mit dieser Einheimischen? Weder
sie noch ihre taubstumme Tochter Ruby (die neben ihr im LKW sitzt) werden
glauben, dass Matt, ihr Mann und Rubys Vater, im Dorf getötet wurde. Auch wenn
die Polizei ausführlich gesucht hat, auch wenn die Zahl der Leichen stimmen
würde.
Aber niemand weiß, was genau dort geschehen ist. Ständiger Schneefall
verwischt Spuren, der aufkommende Sturm könnte, falls Matt noch lebt, für ihn
dann wirklich den Tod bedeuten. Und obwohl Yasmin den Ehering ihres Mannes mit
eigenen Augen gesehen hat, sie wird hunderte Kilometer durch die arktische Nacht
fahren, mitten hinein in den Sturm, um Matt zu finden. Und sin das nicht
Lebenszeichen, diese grausamen, brutalen Fotos, die Ruby, ihre Tochter, hier und
da auf dem Laptop empfängt? Bis kein Empfang mehr möglich ist. Was mit diesen
Scheinwerfer zu tun haben könnte, die ihr hartnäckig an den Fersen haften.
Geschickt pendelt Lupton in ihrer Erzählweise zwischen der zunehmenden Spannung
im Schneetreiben der Arktis und Rückblenden auf die Beziehungsgeschichte von
Matt und Yasmin hin und her und fügt dieser Erzählung auf zwei Ebenen immer
wieder einen Blick in das innere Erleben Rubys zu. Die nicht sprechen möchte,
weil sie sich nicht hören kann, die mit einem Übersetzungsprogramm per Laptop
"Unterhaltungen" führt und die, ebenso wie ihre Mutter, inmitten der
feindlichen Umwelt, in meterhohen Schneewehen oder auf dem Eis eines Flusses
Meter für Meter dem Ort des Geschehens, dem bis auf die Grundfesten
niedergebrannten Dorf, sich nähert. In einer für Sie, wie gewohnt, völlig
"lautlosen Nacht". Was sich dort genau abgespielt hat, ob
Geschäftsmänner oder Umweltaktivisten ihre Finger im Spiel hatten, wer ihr
folgt und wem sie vertrauen können wird oder nicht, das sind die Fragen, die
für Spannung sorgen und die Lupton mit überraschenden Wendungen im Finale des
Thrillers noch Würze geben wird.
Fazit
Sprachlich eher einfach und schlicht erzählt, bietet "Lautlose Nacht"
eine solide und, vor allem im zweiten Teil des Buches, spannende Unterhaltung.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 05. Januar 2017 2017-01-05 14:19:34