»Jahre des Jägers« von Don Winslow ist wieder ein Roman, welcher gerne als
Krimi oder Thriller bezeichnet wird, aber eigentlich viel mehr als dieses Genre
beinhaltet. Es ist ein dermaßen fundamentaler Roman über den Drogenhandel, den
Drogenkrieg und dessen Globalisierung, dass man fast schon meint, eine
Dokumentation vor sich zu haben.
Hauptfigur ist der Drogenfahnder Art Keller. Der Roman beginnt mit seiner
letzten Schlacht in diesem Milieu. Anders als eine Schlacht kann man seine
Einsätze kaum bezeichnen. Endlich hat er den Drogenbaron geschlagen, den er
mehrere Jahrzehnte gejagt hat. Nun will er aussteigen und sein Leben etwas
ruhiger angehen lassen. Eigentlich ist schon alles dafür geregelt. Doch dann
tritt ein Politiker auf ihn zu und bietet ihm den Posten des Chefs der obersten
Drogenbehörde DEA an. Das ist die Chance für Keller, die Drogen auf andere Art
zu bekämpfen. Effektiver als zu seiner "Soldaten"-Zeit, mit einer
neuen Struktur der DEA.
Winslow beleuchtet dieses Thema so umfassend und vielschichtig, wie man es
selten präsentiert bekommt. Dazu in einer solch spannenden und dramatischen
Weise, dass der Roman einem unter die Haut geht wie kein anderer. Er ist
aufgeteilt in mehrere Bücher bzw Teile, die jeweils aus mehreren Kapiteln
bestehen. Die verschiedenen Stränge werden teils wie eigene, geschlossene
Geschichten gelesen. Sie sind vom Setting her sehr unterschiedlich. Einige sind
im alltäglichen US-amerikanischen Business angesiedeltt, andere Szenen spielen
ausschließlich im mexikanischen Orten innerhalb der Kartelle, von denen es
reichlich gibt und die sich gegenseitig bekriegen. Eine gemeinsame Front gegen
die mexikanische oder US-Behörden gibt es nicht. Wiederum andere Geschichten
spielen in den Startsgefängnissen und Hochsicherheitstrakten, von denen aus so
manche Drogenboss sein Kartell führt.
Winslow schafft es, wohl die Brutalität in diesen Bevölkerungsgruppen als auch
das friedliebende Miteinander darzustellen. Zu jeder Schattenseite gibt es auch
eine leuchtende Seite.
Fazit
»Jagd des Jägers« ist der dritte Band einer Trilogie dieses Bestsellerautors,
die sich mit dem amerikanisch-mexikanischen Drogenkrieg befasst. Die
vorhergehenden beiden Bände muss man nicht zwingend gelesen haben, um auch den
letzten Band verstehen zu können. Ein Roman, der tief unter die Haut geht.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 29. Mai 2020 2020-05-29 16:38:17