Eindrucksvolle Erinnerungen und Portraits des Widerstandes gegen Hitler
Es ist kein "Who is Who" des 20. Jahrhunderts, sondern Präse geht
einer konkreten Zeit und Haltung im Buch nach. Eine Skizzierung von Menschen,
die je auf ihre Art dem Regime des Nationalsozialismus mit Widerstand begegnet
sind.
"Dabei wussten wir doch, dass wir alle zum "Himmelskommando"
bestellt sind".
So beginnt das Buch mit Erinnerungen des Holocaustüberlebenden Jurek Rotenberg.
Und führt im weiteren Verlauf zu Dietrich Bonhoeffer, Sophie Scholl, Carl Graf
von Staufenberg, aber auch weniger prominente Namen kommen zu Wort und geht
Pröse nach. Wenn Kurt K. Keller noch einmal zum Omaha Beach aufbricht und seine
Erinnerungen schildert, wenn der "Letzte von Schindlers Liste" sein
eigenes Ergehen erzählt. Oder wenn es zur Begegnung kommt zwischen dem
erwähnten Jurek Rosenberg und seinem Retter, Berthold Beitz.
Seien es die Minuten vor der Hinrichtung der Geschwister Scholl, seien es die
letzten Tage, Briefe, Texte, die Tiefe Frömmigkeit von Bonhoeffer, sei es das
Überleben Hans Rosenthals im Versteck im Schrebergarten, dass ihm durch
Bekannte ermöglicht wurde. Erinnerungen fließen zusammen und werden ebenso
flüssig von Pröse aufgenommen, die noch einmal unprätentiös vor Augen
führen, wie schmal der Grat zwischen Leben und Tod zu Zeiten des dritten
Reiches für jeden war, der das Regime bekämpfte oder schlichtweg versuchte,
darin zu überleben.
"Draußen ist ein sonniger Februartag. Menschen gehen froh und heiter an
diesen Mauern vorbei, nicht ahnend, dass hier wieder drei mutige Menschen dem
Tod überantwortet werden sollen".
Mut angesichts von Bedrängung unter Gefahr für das eigene Leben und Mut und
Haltung auch Angesicht des Todes und der Minute der Hinrichtung, eindrucksvolle
Erinnerungen legt Pröse ruhig und sachlich in der Form vor. Die, gerade bei den
prominenten Namen, nun nicht unbedingt neue Informationen enthalten, wohl aber
den Leser in recht kurzer und prägnanter Form noch einmal erinnern, was war und
was geschah. Durch die Augen noch lebender jener Zeit, die persönlich über die
dort umgekommenen zu berichten wissen.
"Es ist etwas, das kann man nicht vernichten". Das Menschliche,
Humane, mutige sich zur Wehr setzen. Das gibt Yehuda Bacon dem Leser fast zum
Ende des Werkes noch mit auf den Weg und setzt damit auch Wegzeichen für die
Gegenwart. Sich für die Freiheit und das Miteinander einzusetzen. Auch wenn es
einen Preis kostet.
Fazit
Eine interessant zu lesende und auch emotional naherückende Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 05. Januar 2017 2017-01-05 14:06:01