Miss Marple lässt grüßen
Die Verbindung einer "klassischen" Weihnachtsgeschichte (mit Motiven
des "ausgesetzten Kindes", mit Krippenspiel, Kindertagesbetreuung und
alten Nonnen, denen das Ende ihrer wunderbaren Kinderbetreuung droht) und
einfachen, aber fein ausgewählten Kriminalelementen (der Diebstahl eines
Kelches und ein merkwürdiges Testament, das eine Freundin von Alvira ihres
Erbes berauben würde) bildet im gesamten eine einfach zu lesende
"Kriminalweihnachtsgeschichte" mit liebevoll gezeichneten Personen,
die zwar nicht ganz den Stereotypen ihrer Charaktere entkommen können, aber
durchaus ein gewisses "Eigenleben" aufweisen.
Ein Kind wird ausgesetzt auf den Stufen eines Pfarrhauses in New York. Ein Dieb
stiehlt einen Kelch und das Kind. Eine Mutter ist sieben Jahre später schwer
getroffen von dem, was sie getan hat und kehr fast Tag für Tag an den Ort vor
dem Pfarrhaus zurück. Alvira, Lottomillionärin, Bewohnerin Manhattans mit
Blick auf den Central Park, Freundin von Kate (die fest damit gerechnet hätte,
dieses konkrete Haus, in dem sie lebt, von ihrer Schwester vererbt zu bekommen)
geht ihrer stillen und herausfordernden Neigung nach. Als Detektivin zu
ermitteln. Und das nun gleich in mehreren "Fällen". Der Erbschaft.
Der Mutter, die ihr Kind sucht. Der Hilfe für die beiden älteren Nonnen, deren
Kinderbetreuung durch städtische Auflagen vor dem Aus stehen könnte. Und als
Hilfe für Pater Timothy, der seinen Kelch immer noch schmerzlich vermischt.
Natürlich weiß der Leser von Beginn an bereits relativ viel von dem, was
Alvira und ihre Freunde samt Willy, ihrem Mann (der "Stille Nacht"
eisern auf dem Klavier übt) erst Schritt für Schritt herausbekommen werden
müssen. Und auch die Auflösung des Erbfalles ist keine sonderlich aufregende
oder tief überraschende Wendung um Geschehen. Dennoch, es gelingt Higgins Clark
von Beginn an, jenen besonderen Ton klassischer Weihnachtsgeschichten mit
"schöner Bescherung" auf allen Seiten am Ende zu treffen, der zudem
in der Ermittlerin und den Schilderungen der Nachforschungen sehr an klassische,
britische Kriminalroman erinnert, so dass insgesamt ein beachtliches Wohlgefühl
bei der Lektüre auftritt.
Fazit
Keine Blutströme, keine Killer, dafür eine stringent erzählte Geschichte mit
klar gezeichneten Personen, die, ruhig erzählt, durchaus ihren unaufgeregten
Spannungsbogen aufbaut und nachher tatsächlich alles mit allem zu verbinden
versteht.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 12. Dezember 2016 2016-12-12 14:10:06