282 Balladen, Liedtexte, mal kurz, mal mit längeren Versen sind es, die aus
Biermanns Lebenswerk in diesem Buch versammelt sind.
"Es sind die Verse – sie erwiesen sich als meine stärkste Waffe im
Streit der Welt. Feinde, aber auch Freunde, ich ohnehin….sind nun gut
aufgehoben im Bernstein meiner Balladen".
Mit markigen und, wie so oft, hintergründigen und sehr klaren Worten erläutert
Biermann im Vorwort noch, womit ihn "die Musen" küssten und welch
"Schwachpoeten" sie die Inspiration entnahmen, um sie ihm zukommen zu
lassen. Das ist sicherlich keine sonderlich sympathische, eher überheblich
wirkende Sicht auf den künstlerischen Schaffensprozess, wobei jeder
einigermaßen kundige Leser Biermann im Stillen Recht geben mag bei all dem, was
einem als "ernsthafte Kunst" hier und da angeboten wird.
Sei's drum, in den 282 Liedern und Gedichten ist das Werk Biermanns in guter
Auswahl durch ihn selbst vor allem eines, nämlich eine breite Vertretung seiner
verschiedenen Facetten. Hoffnungen, Illusionen, Zweifeln und Verzweiflung,
Glückseligkeit, Kontinuum, aber auch die Brüche seines Lebens, all das hat
Biermann immer künstlerisch verarbeitet, herausgeschrien, sanft gesungen,
bedächtig vorgetragen oder leidenschaftlich den Hörern dahingeworfen.
"So lasst uns unsrer Väter wahre Söhne sein: respektlos aufkrempeln die
Schlotterhemden und singen! Schreien! Unverschämt Lachen!".
Sei es der Prolog für den Film "Spur der Steine", sei es der
"Gesang für meine Genossen", sei es die "Bibel Ballade",
dieses Werk verschafft einen gelungenen Eindruck von der Vielfältigkeit der
Themen Biermanns, seiner immer streitbaren, aufmüpfigen, lauten Ader. Vom
krachenden "Kampflied" zum leisen "Liebeslied", vom
alltäglichen Miteinander zum gesellschaftlichen Umbruch, in Ruhe kann der Leser
sich hier umfassend versammelt dem Denken und den Aussagen Biermanns, offen
politisch bis ganz poetisch, annähern.
Fazit
Eine gelungene Werkschau für jene, die Biermann als Wegbegleiter sehen, wie
auch für jene, die vielleicht das erste Mal schauen möchten, was es mit dem
Mann so auf sich hat.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 05. Dezember 2016 2016-12-05 12:23:00