Akribisch und empathisch dokumentiert
2005 geschieht es. Ein Vater kommt in seinem Wagen von der Straße ab und landet
in einem See. Seine drei Söhne sterben bei diesem Unfall, der Vater kann sich
retten. Ein Ereignis, dass nicht nur die engere Umgebung des kleinen Ortes am
Viktoriasee tief betroffen zurücklässt, sondern dass bald auch landesweit (und
das für Jahre) Schlagzeilen machen wird. Eine nationale Tragödie in
Australien.
Aber ist es so, dass dies "nur" ein reiner Unfall war? Oder hatte der
Vater selbstmörderische Absichten und nahm seine drei Söhne bewusst mit
"in den Tod" oder war es gar so, dass der, von seiner Frau getrennt
lebender Mann, "ihr eins auswischen" wollte und daher, im Affekt oder
kaltblütig, seine Söhne für das Verhalten ihrer Mutter (die inzwischen einen
neuen Lebensgefährten gefunden hatte) büßen lassen wollte?
Am Ende wird die Jury ein Urteil finden und eine Begründung liefern. Am Ende
wird der Anwalt des Mannes, der sich mit ganzer Kraft in den Fall hineingibt,
zumindest wird Rechtsanwalt Morrissey etliches an Kilo verlieren in diesen
Jahren und dann bis zur letzten Berufungsinstanz. Wobei der Gewichtsverlust
nicht nur mit der aufreibenden Arbeit, sondern auch mit einer Krankheit zu tun
hat, die Morrissey durchaus im Verfahren zugunsten seines Mandanten einzusetzen
versteht.
Das bei den Ermittlungen alle Strippen gezogen wurden, inklusive der Ausstattung
eines Bekannten des Todesfahrers mit einem Mikrofon, dass die wütenden
Bemerkungen, die Robert Farquharson seiner Frau ins Gesicht warf und in
Gesprächen mit Bekannten darauf Bezug nahm, dass aber ebenso auch Gründe für
andere Tathergänge bis hin zum einfachen Unfall zu finden sind, all das führt
Garner, selbst von diesem Prozess journalistisch und menschliche gepackt, in
ruhiger, sachlicher Darstellung Seite für Seite aus.
Vom Hergang des Ereignisses über die Ermittlungen der Behörden bis hin zu
Eröffnung und Durchführung des Prozesses, Garner lässt nichts aus, ohne sich
dabei allerdings in juristische Spitzfindigkeiten zu verlieren oder je das
Gesamte des Ereignisses aus dem Blick zu verlieren. Sie entrollt das ganze Drama
hinter den Ereignissen.
"Bei Einbruch der Dunkelheit wurde die Scheißkarre zur Waffe und dann zum
Sarg".
Einer, dem das bürgerliche Leben wegbrach, einer, der zum Gestrandeten der
Gesellschaft wurde und am Ende sich und seinen drei Söhnen (wenn man sich sah)
nur ein altes, zerfleddertes Auto als "Heim" anbieten konnte, den
alten "Commodore". So klar und deutlich später auch das Urteil
ausfällt, es beruht bei den entscheidenden Momenten nur auf Indizien. Und der
Leser selbst wird das Hin- und Her der Frage nach der Schuld oder doch nur
Fahrlässigkeit noch ins ich bewegen.
Fazit
Gerade weil Garner sehr klar die Beweisaufnahm erläutert und ebenso genügend
Zeit findet, immer wieder auf die Lebensumstände der Beteiligten einzugehen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 25. November 2016 2016-11-25 15:28:48