Mit einer besonderen Spannung wartet der neue Kriminalroman von Nele Neuhaus
auf. Bevor die eigentliche Handlung beginnt, gibt es zwei Abschnitte, die auf
den ersten Blick nichts mit dem aktuellen Kriminalfall zu tun haben. Dabei ist
der Prolog offensichtlich, nicht nur durch die mitgelieferte Datumsangabe, eine
Rückblende auf ein Ereignis von mehr als vierzig Jahren. Der erste Abschnitt
des ersten Kapitels lässt den Leser an dem Brand eines Wohnwagens auf einem
Campingplatz teilhaben. Die gerne von Alkohol beseelte Felicitas Molis schaut
mit Schrecken und Fernglas auf das lodernde Feuer.
Beide Abschnitte sorgen für Spannung, weil es sehr interessant wäre, zu
wissen, welcher Zusammenhang zwischen ihnen besteht. Danach geht es schnell mit
den Ermittlungen zur Sache. Oliver von Bodenstein, der adelige Ermittler dieser
Autorin, wird zur Brandstelle gerufen. Doch die erste Vermutung, dass es sich um
den seit Wochen tobenden Feuerteufel handelt, wird schnell zerschlagen. Im
Wohnwagen wird eine Leiche gefunden. Bodenstein und seine Kollegin Pia Sander
müssen in einem Mordfall ermitteln. Dann geht es offenbar Schlag auf Schlag, in
kurzer Zeit gibt es weitere Tote. Und als Leser fragt man sich immer noch, warum
der Prolog eine Situation von vor vierzig Jahren beschreibt.
Nele Neuhaus hat ein sehr umfangreiches, aber nicht weniger interessantes
Figurenensemble geschaffen. Wegen der Geschehnisse vor 42 Jahren geht es in die
Kindheit von Bodenstein zurück, seine Schulkameraden und Spielgefährten
tauchen wieder in seinem Leben auf. Alte Erinnerungen werden hervorgeholt. Die
Figuren sind detailreich und konfliktbeladen ausgearbeitet. Kaum eine gerade
Figur. Die aus den vorangegangenen Romanen bekannten Figuren erscheinen in einem
neuen Licht und erhalten neue Züge, was auch sie wiederum interessant macht.
Die düsteren, in der Vergangenheit liegenden Geschehnisse der Bewohner der
Taunusörtchen tun ihr Übriges.
Fazit
Die Jahresangabe der aktuellen Handlung fand ich unnötig. Auch die sich
gelegentlich wiederholende Informationen zu bestimmten Situationen sind
redundant, denn dem Leser ist vieles schon nach dem ersten Lesen bekannt. Beide
Kritikpunkte Schaden aber nicht meiner Bewertung mit höchster Punktzahl.
Top-Buch!
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 21. November 2016 2016-11-21 20:44:20