Umfassend erläutert
Für den wirtschaftlichen "Nicht-Fachmann" ist es sicherlich eine hohe
Hürde, sich in diesen schmalen, aber überaus akribisch recherchierten und
gehaltvollen Band einzulesen. Es dauert, bis man z.B. die P90/P10 Zahlenrelation
verstanden hat und bedarf eines konzentrierten Lesens von Text und Diagrammen,
um dieser einkommenssoziologischen Studie aus dem Jahre 1997 "näher zu
rücken". Was auf den ersten Blick vielleicht "veraltet" scheint,
stellt sich im Verlauf der Lektüre aber als durchaus nicht relevant für die
Bedeutung des Inhaltes Heraus.
Das breite statistische Material, mit dem der Autor die französische
Gesellschaft im Blick auf ökonomische Ungleichheiten betrachtet, ist sicherlich
in der Tendenz auch in der Gegenwart noch stimmig, aktuelles Zahlenmaterial
könnte umgehend eingearbeitet werden und die Koeffizienten von unterem und
oberem Einkommen, Lohn, Beschäftigungen außerhalb der Sozialversicherungen
etc. wäre sicherlich dem Stand von 1997 gegenüber erhöht, die Relationen aber
reichen auch in dieser nicht aktuellen Form des Materials aus, das Prinzip zu
erkennen.
Zudem, und das ist der eigentliche Gewinn des Werkes, gelingt es Piketty ruhig
und sachlich, gerade in der Frage der "Ungleichheit" von "Kapital
und Arbeit" und die Kernfrage des "sozialen Ausgleiches" auf zwei
grundlegende Alternativen herunter zu brechen, die auch für die gegenwärtige
Situation (wie seit Langem schon) sich exakt in gleichem Maß stellen. Eine
Frage, die auch im weiteren Verlauf der Darlungen von Piketty immer wieder in
die reine Betrachtung des Status Quo der Datenlage eingeführt wird. "Reine
Umverteilung" und "Effiziente Umverteilung" sind die
Stichwörter, die Piketty mit auf den Weg gibt und die er durch die
verschiedenen Theorien und Thesen der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre
hindurch im Auge behält.
Nur "Steuern erheben" und damit "Gewinne" verteilen oder in
die Produktionsprozesse eingreifen und die "Aneignung der Gewinne durch die
Kapitalbesitzer als solche in Frage zu stellen. Von der Sozialversicherung bis
zur Kaufkraftstärkung, von einer "echten Arbeitslosenquote", in die
Piketty dann eben für die USA auch die 2,5 Millionen arbeitsfähigen Häftlinge
mit einbezieht (die in keiner Statistik der Arbeitslosigkeit dort auftauchen)
bietet Piketty eine sorgsame Analyse der historischen Gründe finanzieller
Ungleichheit, deren genaue Daten für das Jahr 1997 in Frankreich und eine Reihe
von weiteführenden Überlegungen, wie diese Ökonomie der Ungleichheit zu
verändern wäre in Richtung auf eine gerechtere Verteilung der vorhandenen
Mittel.
Fazit
Ohne dabei mit mahnendem Zeigefinger einen "Königsweg" vorzuschlagen,
sondern im Gesamten zu einer intensiveren (und, wie die Gegenwart zeigt,
dringend nötigen) weiterführenden Diskussion durch Daten und Aufzeigen der
verschiedenen Alternativen seinen gewichtigen Beitrag zu leisten.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 07. November 2016 2016-11-07 12:33:00