Mord mit jahrzehntelanger Vorgeschichte
Nein, es ist keine heile Welt, in der sich die Protagonisten der Thriller
Carlssons bewegen. Intrigen, verdeckte Interessen, doppelte Spiele sind an der
Tagesordnung. Resignation, Depression, Zwänge deren innere Pendants. So wie bei
Leo Junker, Polizist, tablettenabhängig. Der, der Markus erschossen hat. In
einer unübersichtlichen Situation, ja, und dennoch hat der den Mann
getötet.
Was auf ihn zurückfallen wird, ohne dass er sich wert. Denn das Selbstbild des
Leo Junker ist von Kindheit an kein berauschend positives. Was auf ihn
zurückfallen wird, da er an einen kleinen Ort reist, in dem sein Mentor Charles
Levin in seinem "Ruhestandshaus" erschossen wurde. Und dort trifft Leo
auf die Polizistin Tove Waltersson, die in diesem Fall ermittelt. Und zugleich
die Schwester jenes Markus ist, den Leo getötet hat.
Doch nicht nur die beiden entfalten in sich und um sich eine düstere
Atmosphäre, die Gewalt latent in den Raum stellt. In weiten Rückblicken
erzählt Carlsson die Geschichte von Charles, dem jungen, engagierten
Kriminalbeamten. Von Paul, seinem Kollegen. Von Eva, seiner ersten Frau, die bei
einem Unfall zu Tode kam. Und von Marika, seiner Tochter aus dieser Ehe. Die
schon als Kind merkwürdiges Benehmen zeigte und inhaftiert ist in einer
psychiatrischen Anstalt.
Zugleich mit Grim, dem psychopathischen Serienmörder und, in Jugendtagen, Leos
bestem Freund. Eine Gemengelage, in der es dem Leser zunächst schwerfällt,
sich wirklich zurechtzufinden, den roten Faden zu greifen zu bekommen, der sich
durch all die Perspektiven und verschiedenen Zeitabschnitte hindurchzieht. Wobei
Carlsson in seiner einfachen und klaren Sprache, sowie mit den sehr kurz
gehaltenen Kapiteln in der Struktur des Thrillers letztendlich den Durchblick
für den Leser erleichtert.
Bedauerlich ist, dass Leo Junker in diesem Thriller nur in gewissem Maße Platz
findet, die eigentliche Geschichte aus der Vergangenheit, die zum Mord an
Charles Levin führte demgegenüber sehr ausführlich geschildert wird. Diese
ist zudem nicht unbedingt neu und auch das Ende des Thrillers und damit der
Täter sind doch bereits lange vor dem Ende eigentlich vorhersehbar.
Fazit
Dennoch bietet Carlsson eben durch seine besonderen Charaktere und deren
ständig nach vorne drängenden, nur mühsam im Zaum zu haltende innere Dämonen
eine anregende Unterhaltung, die immer wieder in geschickt gestalteten
Situationen für Reibung und Spannung sorgt. Und zudem für Leser der ersten
beiden Bände um Leo Junker herum einiges an losen Fäden aufnimmt und
festzurrt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 25. Oktober 2016 2016-10-25 14:33:24