Aaron Falk kommt erst nach zwanzig Jahren wieder zurück nach Kiewarra im
südlichen Australien. Sein Freund aus Kindertagen ist mit Frau und Kind
erschossen aufgefunden worden. Von der Polizei im nahen Clyde wurde der Fall
hastig als erweiterter Selbstmord abgelegt. Schließlich leiden besonders die
Farmer unter einer nie dagewesenen Dürre. Wer sein Vieh nicht tränken kann,
muss die Tiere töten und den Betrieb aufgeben. Wie beim Domino fallen andere
Branchen mit, wenn Farmen aufgegeben werden. Doch Sergeant Raco, der lokale
Polizist, will sich von seinen Kollegen aus der Stadt nicht so leicht aus den
Ermittlungen drängen lassen. Sollte es auch nur ein Indiz dafür geben, dass
Luke seine Familie nicht getötet hat, will Raco den Fall wiederaufnehmen
lassen. Aaron und Luke verbindet ein Todesfall aus ihrer Jugend, der damals auch
zu hastig abgeschlossen wurde. Lukes Zeugenaussage im Fall Ellie Deacon
entlastete Aaron zwar damals; doch der Täter wurde nicht gefunden. Die
Zeugenaussage hat die beiden Männer lebenslang aneinander gekettet. Zwanzig
Jahre lang haben alle darüber geschwiegen. Wegen dieser alten Geschichte
drängte Lukes Vater darauf, dass Aaron zur Beisetzung kommt. Erst wenn Ellies
Tod aufgeklärt ist, kann Garry Hadler den Tod seines Sohnes begreifen. Ob
zwischen beiden Verbrechen eine Verbindung besteht, kann nur Aaron herausfinden.
Aaron, von Beruf Steuerfahnder, und Raco, der übergangene Ortspolizist,
ermitteln beide inoffiziell. Raco wendet auf der Farm buchstäblich jeden Stein
um und zeigt für einen Single erstaunliches Einfühlungsvermögen in die
ermordeten Farmbewohner. Alle Einwohner, die am Tag vor dem Verbrechen mit Luke
oder seiner Frau Karen gesprochen haben, machen sich inzwischen Vorwürfe, dass
sie nicht genauer hingehört haben. Würde die Familie heute noch leben, wenn
jeder von ihnen die Hinweise anders gedeutet und darauf reagiert hätte? Wie
Filmsequenzen reihen sich Szenen aneinander, in denen sich jemand fragt, was
wäre gewesen, wenn …? Je mehr Gespräche die beiden Männer führen, umso
mehr Motive für die Tat zeigen sich ihnen. Schließlich verdichten sich ihre
Ermittlungen zu der Frage, was Luke für ein Mensch war und welche Rolle er im
Ort spielte. Erzählt wird dieser packende Thriller abwechselnd von Aaron in der
Ichform und aus der Perspektive des auktioralen Erzählers.
Fazit
Durch Racos vorbildliche Ermittlungsarbeit und Jane Harpers Konsequenz bei der
Auflösung ihrer zahlreichen Handlungsfäden ein psychologisch und
atmosphärisch bemerkenswert gelungener Thriller. Den Lobeshymnen über ihren
Erstlingsroman, mit dem sich Jane Harper "unter die Elite der
Thrillerautoren schrieb", kann ich mich nur anschließen – mit verdienten
10 Sternen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 20. Oktober 2016 2016-10-20 10:28:35