Hinweise für das Treffen "intelligenter Entscheidungen"
Aus sechs Jahrzehnten Praxiserfahrung in der Beratung von Organisationen
schöpft March, wenn er in diesem eher schmalen Band die Essenz seines Denkens
zu Papier bringt. Allerdings vollzieht er dies nicht als reine Retrospektive,
sondern geht in medias res der aktuell zentralen Frage der
Organisationsentwicklung.
Auf welcher Basis finden sich Antworten für die wesentlichen Fragen?
Intelligente Entscheidungen zu treffen, die Ambiguität des Lernens als
risikobehaftet, aber auch überlebensnotwendig zu erfassen, das Lernen aus
Erfahrungen, die einerseits helfen, Entscheidungen zu treffen, andererseits aber
auch zu Einschränkungen durch Festlegungen führen einfließen zu lassen.
Mithin stellt sich die Frage weiterhin, die March ein Leben lang mit angetrieben
hat: wie es gelingt, optimale Alternativen zu finden statt nur
zufriedenstellende, die der augenblicklichen Rationalität zwar genügen,
vielfache Faktoren außerhalb der gerade zugänglichen, eigenen Sicht der Dinge
aber meist ignorieren. Zur Lösung ergibt sich im Laufe der Forschungen durch
March eine zunehmende Hinwendung zum verhaltenstherapeutischen Verständnis und
zum "spielerischen Herangehen".
"Individuen und Organisationen müssen Wege finde, um Dinge zu tun, für
die sie keine guten Gründe haben", sprich, der "Vernunft" stellt
March eine "Technologie der Torheit" zur Seite, bei der er sich auch
an "spielerischer Kinder-Logik" bedient, um die nötige Offenheit für
Prozesse herzustellen. Wobei alle nutzbaren Elemente eine gewisse
Gleichwertigkeit besitzen und damit alle Faktoren mit einbezogen werden in
Entscheidungsprozesse. Bis hin dazu, vielleicht keine Entscheidung zu treffen
und Lernen für bestimmte Momente nicht als höchstes und notwendiges Ziel zu
behaupten.
Somit liegt es nicht am Berater, Ratschläge zu geben und Lösungen auf den
Tisch zu legen, sondern durch seine Kompetenz der Offenheit für vielfältige
Ideen Individuen oder Organisationen durch einen Prozess der eigenen
Lösungsfindung zu begleiten und methodisch zu Offenheit bietenden Instrumenten
Zugang zu ermöglichen. Wobei March sich in diesem Buch in bester Weise
konzentriert. Und einen, da aber den zentralen, Aspekt der Beratungsarbeit in
den Mittelpunkt stellt. Das Bemühen, "Lehren aus den sich entfaltenden
Lektionen des Lebens zu ziehen", Verbesserungen anzustreben, indem über
bereits geschehene Erfahrung nachgedacht und darauf (in möglichst offener und
weiter Weise) reagiert werden kann.
Es muss also noch "etwas" hinzukommen zur Erfahrungswelt der
handelnden Personen, um nicht Sklave dieser subjektiven Erfahrungen zu bleiben.
Erfahrungen sind mehrdeutig, dienen somit im Gesamtsystem der Beratung als zwar
wichtiges, aber lange nicht einziges Puzzleteil auf dem immerwährenden Streben
nach Verbesserung. Um zu verdeutliche, wie anfällig das "Lernen (nur) aus
Erfahrungen" ist, verweist March daher in vielfacher Weise Mehrdeutigkeiten
und Fehlerquellen, "die der Erfahrung innewohnen".
Dennoch beinhalten Erfahrungen und daraus sich ableitende Narrative wichtige und
wesentliche Impulse für das "sich Verbessern". Indem aber March sehr
differenziert mit diesem "Erfahrungslernen" Umgang pflegt, sät er
genau die richtige Menge an Zweifel, um die eigene Sicht der Dinge, die auf
eigenen Erfahrungen beruh, nicht als absolut zu setzen. Eine neue Offenheit für
"anderweitige" Erfahrungen wird damit im Prozess zugelassen und damit
eine Offenheit des Denkens hergestellt. So ist es für den Leser von hohem
Gewinn für die eigene Reflexion, der Vermischung von Organisationsforschung,
Storytelling, Narrativ, Mythos und der Ergebnisse der Anpassungsforschung zu
folgen, mit Hilfe derer March immer wieder Gewohntes in Frage stellt und
Offenheit dem Leser in und mit. Teils auch gegen seine Erfahrungen nahebringt.
Fazit
Eine Offenheit, die im Geflecht von widerstreitenden Interessen, verschachtelten
Ebenen von Organisationen und deren Einbettung in den größeren Horizont einer
allgemeinen Unternehmenskultur immer wieder für neuen Anschub sorgen kann.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 13. Oktober 2016 2016-10-13 13:25:02