Die Pest geht um in Paris, jedenfalls scheint es so.
Und nicht nur das. Die Katastrophe hat Methode: Warum sonst erhält ein
bretonischer Ex-Seefahrer und Ex-Sträfling, der nun den Beruf des
"Ausrufers" ausübt, schon seit geraumer Zeit seltsame Nachrichten in
altem Französisch, die den Ausbruch der Pest ankündigen.
Parallel dazu werden in verschiedenen Häuserblocks die Wohnungstüren mit
spielgelverkehrten Vieren gekennzeichnet. Ein mittelalterlicher Brauch, der die
Bewohner vor der Pest schützen soll. Kurze Zeit später wird hinter einer nicht
markierten Tür auch tatsächlich der erste Tote gefunden. Der wurde zwar von
Rattenflöhen gebissen, doch die waren eindeutig nicht infiziert, die schwarzen
Flecken auf dem Körper der Leiche wurden mit Kohle aufgemalt. Das Opfer wurde
eindeutig erwürgt. Die Pariser Bevölkerung jedoch, aufgeheizt von den Medien,
ist von der Rückkehr der Pest überzeugt und reagiert sehr empfindlich, zumal
noch weitere Leichen mit den selben Merkmalen gefunden werden. Eigentlich hätte
Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg alle Hände voll zu tun, den Mörder zu finden
und die erhitzte Bevölkerung zu beruhigen.
Doch hier liegt die Stärke von Fred Vargas. Ihre Figuren sind auch in diesem
Krimi originell die Ermittlungsmethoden unkonventionell. So gibt Kommissar
Adamsberg schon mal einem amouriösen Abenteuer den Vorrang vor der ihn leicht
überfordernden Polizeiarbeit. Seine Stärke liegt in der Intuition und dafür
braucht er Raum und Zeit, beides nimmt er sich, wann immer er es für nötig
hält. So sind z. B. ausgedehnte Spaziergänge während der Arbeitszeit ein
unvermeidliches Muss seiner Ermittlungen.
Fazit
Der Archäologin Fred Vargas ist wieder einmal ein Meisterwerk gelungen. Sie
hält ihre Leser durch die Darstellung der ausgefallensten Charaktere bei der
Stange, die Dialoge sind spritzig, der Plot steuert auf ein unvorhersehbarers
Ende zu. Unbedingt lesen!
Vorgeschlagen von Anna Merzbacher
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veröffentlicht am 20. März 2004 2004-03-20 21:30:59