Lebenszufriedenheit durch Genügsamkeit
"So viel wie nötig, so wenig wie möglich" ist ein geflügelter Satz,
der in seiner Einfachheit auf so gut wie jede Lebensäußerung anzuwenden
ist.
Das schon genügend vorhanden ist von dem, was für das individuelle Empfinden
für ein "gutes Leben" den Ausschlag gibt, dass aber eine freiwillige
Begrenzung in der Menge tatsächlich auf das ausgerichtet wird, was genügt, das
ist der Grundgedanke der Suffizienz, der in diesem Werk von verschiedenen Seiten
aus differenziert und in Auswertung einer wissenschaftlichen Studie her
beleuchtet wird.
Und damit durch die gesamte Lektüre hindurch bis zum Ende eben auch
verdeutlicht, dass "Verzicht" nicht gleich "Mangel"
bedeutet, sondern im Gegenteil in einer anderen, achtsameren Lebensweise durch
"Verzicht" ein gar hoher "Gewinn" entstehen kann.
Und das (was die Lektüre trotz des eher trockenen Stils anregend gestaltet)
stellen die Autorinnen nicht nur trockene Theorie in den Raum, sondern führen
vielfache praktische Beispiele aus dem alltäglichen Leben vor, an denen griffig
deutlich wird, wie Suffizienz ein "Mehr an Wohlbefinden" in sich
tragen kann.
Auch wenn die befragten Personen in ihrer Ausrichtung und sozialen Verankerung
nicht unbedingt dem Mittel der Gesellschaft entsprechen, bei aller
Individualität der Bedürfnisse und der persönlichen Ausrichtung finden sich
im Buch durchaus motivierende Anstöße für die zumindest ersten Schritte in
ein "suffizienteres Leben" auch für den Leser.
Dabei werden auch die negativen Seiten, manches Scheitern, manche
Unzufriedenheit und damit einhergehend die Notwendigkeit für eine
"Feinjustierung" der eigenen Lebenshaltung und Lebensumstände
keineswegs verschwiegen. Möglichkeiten, Schwierigkeiten, kreative Ansätze und
Stolperfallen somit gleichermaßen dem Leser vor Augen geführt.
Dabei setzten die Autoren zunächst den theoretischen Rahmen ihrer analytischen
Betrachtung von 16 konkreten, suffizienten Lebensentwürfen. Aus diesen heraus
generieren die Autorinnen im Verlauf des Buches eine überzeugend argumentierte
Zusammenfassung, in der die wesentlichen Elemente eines suffizienten und dennoch
befriedigenden Lebensstils verallgemeinernd vor Augen des Lesers geführt
werden.
Hemmende und fördernde Faktoren werden differenziert herausgestellt, bevor
über die individuellen Möglichkeiten hinaus die Ergebnisse der konkreten
Analysen auf gesamtgesellschaftliche Notwendigkeiten zur breiten Verankerung
suffizienten Lebens hin weitergedacht werden.
Was ist gesellschaftlich und politisch, gerade aus der Sicht der vorgestellten
Personen im Buch, notwendig und wichtig an Veränderung, um auf breiterer Ebene
Nachhaltigkeit und Genügsamkeit statt Effizienz und ständiges Wachstum als
Werte zu setzen?
Fazit
Eine interessante, auch praktisch informierende Lektüre, die nicht nur noch
einmal den Begriff Suffizienz schärft und die notwendigen Schritte auf breiter
Ebene anmahnt, sondern dies sehr konkret und anschaulich dem Leser vor Augen
führt. Wobei die Wissenschaftlichkeit auch im Stil und die manches Mal dem
allgemeinen Alltag doch eher ferne Lebensgestaltung der Teilnehmer an der Studie
ein direktes Verständnis für das eigene Leben nicht unbedingt immer
befördert.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 10. September 2016 2016-09-10 13:32:39