Als Kind wird sich mancher am Ende seiner Sommerferien gewünscht haben, immer
am Meer sein zu können. Auch Maximilian Buddenbohm war als Junge überzeugt
davon, dass alle Menschen am liebsten das ganze Jahr über am Meer leben
würden. Als seine Mutter das Ferien-Appartment der Familie in Travemünde als
Hauptwohnsitz bestimmt, verspricht diese Entscheidung zunächst endlose Ferien.
Maximilian muss ein phantasievolles Kind gewesen sein. Sein Rad wurde im Spiel
zum Raumschiff und sein Geschäftsmodell Golfball zeigt den Autor als frühes
Organisationstalent. Das Revier der einheimischen Kinder ist die Steilküste,
deren Strandabschnitt im Gegensatz zum Strand im Ort nicht geharkt und nicht
vom Schwimm-Meister beaufsichtigt wird. Hier können Maximilian und seine
Freunde unbeobachtet klettern oder ihren ersten Kuss wagen. Spätestens wenn am
Ende des Sommers alle Urlauber abreisen, sind die endlosen Tage am Strand, das
müßige Beobachten der Wolkenformationen am Himmel vorbei. Die Einlagerung der
Strandkörbe kündigt die kommende Winterlangeweile an. Allein Buddenbohms Auto
bleibt in der Tiefgarage zurück; das leere Appartment-Haus wirkt nur noch
trostlos.
Jugendliche wie Erwachsene treffen sich in Travemünde an Hugos Imbissbude.
Außer Hotel-Portiers, Taxifahrern und allen, die gerade keine Lust zum Kochen
haben, finden sich am Imbiss ein paar skurrile Gestalten ein. Warum wird z. B.
ein alter Mann Canaris mit Spitznamen genannt? Maximilian und seine Freunde
beschatten den Alten einen ganzen Sommer lang, um einer möglichen
Geheimdienst-Tätigkeit auf die Spur zu kommen. Urlauber sind entweder alt,
übergewichtig oder sie kommen nur solange nach Travemünde wie ihre Kinder
klein sind. Je älter Maximilian wird, umso enger erlebt er den kleinen Ort und
umso stärker vermisst er Gleichaltrige. Maximilian Buddenbohm beschreibt eine
Jugend, in der die Länge der Telefonschnur über den Grad an Privatsphäre
eines Jugendlichen entschied. Ungestört mit seiner Freundin flirten konnte ein
Junge damals nur mit einem Anruf aus einer Telefonzelle.
Fazit
Wie Maximilian und sein bester Freund plötzlich entdecken, dass der kleine Ort
mit dem Fähranleger zu klein für sie geworden ist, obwohl sie selbst noch
nicht bemerken, dass sie sich verändert haben, schildert Buddenbohm
außerordentlich treffend. Als melancholische Geschichte einer Jugend am Meer
wartet "Es fehlt mir nicht, am Meer zu sein" mit einer Reihe
tragikomischer Gestalten und Szenen auf.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 05. Januar 2011 2011-01-05 09:54:17