Es geht hochwertig weiter
"Er sah auf die Uhr. Was sollte er sonst machen?......Sein Leben
verwandelte sich in ein Stück auf seiner CD, nur dass die Repeat-Taste am
Player klemmte und jeder neue Tag genau dasselbe brachte, wie der
vorangegangen".
Ein, zwei dahingeworfene Sätze und der Leser ist mittendrin. In dem, was sich
gerade ereignet, wie sich das anfühlt, wie leerer viele der Leben doch geworden
sind im Lauf der Jahre.
Rebus pensioniert, das wartet nichts mehr, oder? Big Gefferty so ziemlich in
Rente, auch wenn es hier und da noch mal zuckt. Und das sogar mit einem
einigermaßen persönlichen, und friedlichen Umgang mit Rebus.
Siobhan Clarke allerdings ist weiter im Dienst. Und da Rebus es sich zur
Gewohnheit gemacht hat, auf seine Siobhan aufzupassen und weit Big Ger eine
Kugel haarscharf am Scheitel vorbeischießt und weil ein alter hoher Richter tot
aufgefunden wurde mit einem komischen Zettel in der Brieftasche und weil dieser
Zettel im gleichen Wortlaut nicht das letzte Mal aufgetaucht ist, kommt es, wie
es kommen muss (und gut ist). Nur der Leser, der kommt erst mal nicht weiter und
tappt gemeinsam mit den Ermittlern im Dunklen.
Bandenkrieg? Alte Rechnungen? Zufälle? So recht ist nicht zu verstehen, was all
die miteinander zu tun haben, die fliegenden 9mm Kugeln scheinbar direkt im Weg
stehen.
Ranking lässt sein lange gereiftes Personal wieder einmal von der Leine. Mit
dem ein oder anderen "neuen" Protagonisten, der oder die das Ganze
belebt, mit einem Rebus in trocken-ironischer Hochform und einem verzwickten
Fall, der in bekannter Manier Teil für Teil gelöst und eher durch die
Intuition des Rebus (wie so oft und immer), als durch sachliche Zusammentragung
von Puzzleteilen gelöst werden wird.
Wie in jener Szene, in der dringend im Pub Bericht erstattet werden will (Rebus
ist nur "Berater", Büros stehen nicht zur Verfügung) und Rebus mit
einem aufmunternden "Dann scheiß mal los" seine Zigaretten nimmt und
vor die Tür verschwindet.
Intensiv, melancholisch, mit gewachsenem Zynismus der Welt und ihren
Verstrickungen gegenüber, geprägt von gesundem Misstrauen beim Hören von
"wirklich wahren" Versprechungen kommt der Leser, wie immer bei
Rankin, voll auf seine Kosten und wird sowohl von der realistischen Zeichnung
der Figuren wie von Rebus und dem Fall selbst bis zur letzten Seite im Geschehen
gehalten.
Fazit
Wer also Sorge hatte, dass mit dem Ruhestand von John Rebus auch seine
Ermittlungen beendet sein könnte, wird hier eines Besseren belehrt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 06. Juli 2016 2016-07-06 05:11:32