Mischung zwischen Screwball und ausufernder Erotik
Deftig, das kann man auf jeden Fall über die Offenherzigkeit dieses
Erotik-Romans sagen.
Und zwar durchgehend, von der ersten bis zur letzten Seite beschäftigen sich
vor allem die beiden Hauptfiguren, Jonas und Sarah, mit der Erkundung des
eigenen Körpers und, später, des Körpers des jeweils anderen in allen
Facetten.
Vom "Selber Hand an sich legen" bis "den ersten Orgasmus des
Lebens erleben", und das in vielfachen Varianten sexueller Stellungen und
Techniken bietet Lauren Rowe (fast) alles, was eine offene und zentrale Erotik
ausmacht.
Und das, interessanterweise, ohne dass der Leser grundlegend sich
ausschließlich in einen pornographischen Roman versetzt fühlt.
Denn dieses Spiel (aus den Perspektiven beider Protagonisten abwechselnd
dargestellt) zwischen forsch-frechem Mann und widerborstig erscheinender (aber
innerlich längst "entzündeter" Frau), so alt und bekannt wie es ist,
funktioniert auch in diesem Roman wieder einmal ganz gut.
Dass dabei das Klischee bedient wird, dass nur "der Richtige" kommen
muss, damit Sarah als ja durchaus bereits erwachsene Frau "endlich"
tiefe Lust spürt (und diese laut Herausstöhnen und -schreien kann) ist
allerdings zu sehr vorhersehbar. Wie auch der "Thriller-Anteil" über
die Geschäfte jenes "Clubs" (eine Erotik-Partnervermittlung mit
exorbitanten Mitgliedspreisen) eher als im Hintergrund laufendes
"Beiwerk" gekennzeichnet werden kann.
Im Vordergrund ist und bleibt die explizite und frisch wirkende Darstellung
erotischer Gefühle und stringenter sexueller Begegnung. Mit einer gewissen
Tiefe dann, wenn sich beide nicht nur ihren Fantasien (je für sich) hingeben,
sondern auch emotionale Hintergründe, gerade bei Sarah, in den Blick
geraten.
Ein wenig bedauerlich ist, dass die Frage "bekommt er sie oder nicht"
viel zu früh bereits emotional geklärt ist und damit das "sich
Sperren" Sarahs ein wenig aufgesetzt wirkt.
Aber was soll man als Frau auch machen, wenn da ein hoch attraktiver, natürlich
reicher und selbstbewusster Mann daherkommt, der dann auch noch als sein
höchstes Ziel nicht die eigene Befriedigung, sondern eben die seiner jeweiligen
Sexualpartnerin (und davon gab es viele) in den Mittelpunkt stellt?
"Ich liebe Frauen. Ich liebe es, mit ihnen zu schlafen. Und am liebsten mag
ich es, sie zum Orgasmus zu bringen".
Nun ja, zumindest wird im Lauf des Romans deutlich, was die Autorin zu schätzen
weiß (oder wüsste).
Fazit
Alles in allem klar und prägnant geschrieben, erotisch durchaus (und manchmal
überaus) anregend. Ein Stil, der Tempo beinhaltet und wenig Tabus zulässt,
dies aber so offenherzig vollzieht, dass es durchaus Spaß macht, den beiden
Protagonisten in dieser Hinsicht zu folgen.
Wobei es vor allem gelingt, das innere Lust-Erleben der Beiden auf den Punkt dem
Leser zu vermitteln.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 24. Juni 2016 2016-06-24 09:19:54