Drängend geschilderte Notwendigkeit der Reform des Geldsystems
Das "mathematisch-physikalische" Grundproblem des Planeten in Relation
zu seiner Bevölkerung (stetig wachsend) und deren "Nutzung" in Form
von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systemen (stetig sich ausbreitend)
ist seit Jahrzehnten bekannt.
Ein endliches System von Ressourcen kann nicht als "Lebenssystem" auf
Dauer ein "ständiges Wachstum" tragen. Dies gilt trotz aller
technischer Innovationen was z.B. die Effizienz der Landwirtschaft und damit die
Bereitstellung von Nahrungsmitteln angeht.
Solche Innovationen verlangsamen den Verbrauch u.U., verschieben damit aber auch
nur den zu erwartenden Punkt der Erschöpfung und des "Kippens" des
Systems.
Neben diesen ökologischen Fakten, die schon lange Thema auch kontroverser
Diskussionen sind, ist seit spätestens 2008 ein anderes Element in den Fokus
gerückt. Die Geldwirtschaft.
Und das ist einerseits gut so, denn am "Verhalten des und mit dem
Geld" ist nun für die breite Öffentlichkeit zunehmend, wie in einem
Experimentierfeld für das große Ganze, die Bruchstellen des gesamten Systems
abzusehen. Bruchstellen, die auch Berg noch einmal massiv in den Blick
rückt.
Wachsende Schuldenberge, gravierend einseitige Verteilung der Finanzen (nicht
nur als Besitz, sondern auch als "Wirtschaftsort", der eben nicht mehr
bei den industriellen Innovationen zu suchen ist, sondern nur mehr an den
Billionen, die täglich als reine "Computerzahlen" an den Börsen
gehandelt werden. Sinkende Preise von Rohstoffen wiegen in falsche Sicherheit,
bringen aber umgehend ganze Nationen in gefährliche finanzielle Schieflage.
Dies und anderes mehr führt Peter Berg, von Haus aus Physiker, auf die anfangs
genannte, einfache Formel zurück. Stetes Wachstum in einem endlichen System von
Ressourcen kann jeder Logik nach nicht "unendlich" weiter betrieben
werden. Die Grenzen des Systems sind auf Schlagweite herangerückt. Das Kapitel
"Wie tief können wir noch sinken" sei hier wärmstens zur Lektüre
ans Herz gelegt. Hier geht es nicht um moralische Kategorien, sondern um eine
klare Bestandsaufnahme eines Trends, der in nicht allzu ferner Zukunft einen
"Point of no return" erreichen wird.
Mit einer immer stärkeren, auch öffentlich sichtbar werdenden Verschiebung:
"In dem Maße, in dem es größeren Wirtschaften droht, ihre Dynamik oder
Konkurrenzfähigkeit zu verlieren, gewinnen...geldpolitische
Maßnahmen...zusehends an Gewicht".
Und hier setzt Berg in seinem nüchternen, manchmal staubtrockenen Ton zur
Kehrtwende an.
Eine Reform des Geldwesens ist in seinen Augen (und das legt er argumentativ
sehr überzeugend dar), dringend notwendig, ohne dabei unbedingt das Rad nun neu
erfinden zu müssen.
Sei es, das Geld wieder an greifbare Ressourcen anzukoppeln und damit einen
gewissen Wert zu garantieren, sei es der Erkenntnis zu folgen, dass eine
multinationale Wahrung eine solche Stabilität nie erbringen kann (und damit
auch der Euro weniger Lösung denn eher Verursacher des Problems ist.
Sei es aber auch, und hier legt Berg interessante Gedanken vor, dass eine
künstliche Währung wie "Bitcoins" zumindest einen Schritt in die
richtige Richtung darstellen könnten (weil hier die Geldmenge auf Dauer hinaus
konstant sein wird)
"Dem Geldkreieren aus dem Nichts wird somit ein Ende gesetzt".
Wobei Berg keine endgültigen Lösungen liefert, sondern vielfach Ansätze
darstellt, die er in mehr oder weniger sinnvoll einteilt. Damit eröffnet er
eine Diskussion auf der Basis nüchterner Fakten, die am Ende von
"weichen" Kriterien stark abhängen wird. Auf Lebensqualität statt
Quantität und auf der aktiven Hinnahme dessen, dass ein Lebensstandard, wie ihn
der Westen gewohnt ist, schlichtweg weltweit nicht möglich sein kann.
Fazit
Berg bietet im Gesamten keine umwerfenden neuen Gesichtspunkte, gerade aber
seine Reduktion auf Fakten und seine Darlegungen von Perspektiven dieser Fakten
im Einzelnen durchgedacht, entwirrt stark die vielfach einander vermischenden
Diskussionen und sorgt für eine klare Struktur der notwendigen folgenden
Diskussion.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 20. Juni 2016 2016-06-20 13:32:48