Erfrischend
Hemdsärmelig, fröhlich, den Blick nach vorne (und oben) gewandt, auf die
Menschen konzentriert und nicht das Dogma alleine in die Mitte stellend
(durchaus aber mit beiden Beinen auf dem Boden der katholischen Tradition und
Lehre), Rainer M. Schießler ist ein Prototyp fast eines modernen Priesters, der
durchaus vor Ort "Erfolge" feiert im Sinne einer lebendigen und
ansteckenden Gemeindearbeit. Schon das verdeckte Wortspiel des Titels des Buches
ist dabei passend gewählt. Mit einer packenden, auch mal derben Sprache kommt
umgehend das Zwinkern mit dazu, denn der "altbayerische Kraftausdruck"
ist bei Schießler durchaus wörtlich gemeint. Den Himmel nahe holen, auf den
Herrgott vertrauen und das Sakrament als Bild eine Kirche verwenden, die all
dies an den Menschen vermittelt, das liest sich flüssig, frisch und gut im
Buch.
"Nein, es ist kein Fluch, sondern schlichtweg die Aneinanderreihung dessen,
was mir seit Kindesbeinen Kirche bedeutet".
Und das, wie Schießler aus seinem Leben und seiner Arbeit zu berichten weiß,
nicht nur als "inneres Vergnügen", sondern als eine Art
"Leuchten", dass er mit seinem burschikosen und klaren Auftreten
täglich versucht, in die "Welt hinein" zu vermitteln. Der liebende,
die Menschen umsorgende Herrgott, dass ist inneres und äußeres Thema des
Priesters, davon ist er, im wahrsten Sinne des Wortes, "begeistert"
und zudem sprachlich in der Lage, diese Begeisterung auf jeder Seite dem Leser
unmittelbar mitzuteilen. Mit dem klaren Ziel, aus dem Schießler von Beginn an
keinen Hehl macht (er kommt nicht "hintenherum", sondern von seiner
ganzen Art her geradewegs zur Vordertür hinein) den Leser, all jene Menschen,
die mit der Religion, der Kirche, den verkrusteten Strukturen vielleicht,
hadern, ein stückweit zu erinnern.
Das ist wichtig auseinanderzuhalten. Schießler will nicht unbedingt und
ungeduldig wieder "einfangen", sondern sein Anliegen ist es viel mehr,
die schönen, freudigen, innerlich aufhellenden Anknüpfungspunkte beim Leser zu
erinnern, wieder ins Licht zu stellen, die eben jenen "Himmel", jene
Zuwendung Gottes emotional transportieren. Man könnte (ketzerisch) sagen, dass
es Schießler wichtiger ist, den Funken des Glaubens und Vertrauens wieder zu
entfachen oder zu erhalten, als die reine Kirchenmitgliedschaft in den
Mittelpunkt zu rücken.
Dass es für Schießler dabei selbstverständlich ist, innerhalb des Rahmens der
(katholischen) Kirche fest "aufzutreten" und dieses Glück des
Glaubens zu vermitteln, zu bewahren, zu behaupten, das ist eine im Hintergrund
mitlaufende Grundhaltung, die so klar im Raume steht, dass sie gar nicht
unbedingt sonderlich breit im Buch thematisiert werden muss. Allerdings, was
Dogmatik, Sexualmoral, Priesterzentrierung und anderes Strittige an der Haltung
der katholischen Kirche angeht, da läuft man bei Schießler offene Türen ein.
Der Mensch steht im Mittelpunkt und das, was dem Menschen dient, nicht die
Institution.
"Wir müssen Männer Gottes sein....... Gottes Werk und Teufels
Beitrag". Und da schadet es nicht, dem Leben vielfach im Taxi zunächst zu
begegnen.
Die Liebe, das Gute, das Aufbauende, das ist, was Schießler zum Lebensthema
für sich gefunden hat und was er mit seinen vielen Geschichten aus seinen
eigenen Glaubenserfahrung und seiner Haltung als Priester im Buch erzählt.
Helm, Motorrad, Gottvertrauen, ein Vertrauen in die Nähe Gottes, der für
Schießler nicht Dogma, sondern lebendige Liebe ist.
"..wenn ich die Kraft zu lieben in mir finde für diesen Moment, dann wird
es mir auch diesmal wieder gelingen".
Fazit
Ein flüssig zu lesendes, beeindruckendes Buch, das den Glauben in die Mitte
stellt und aufzeigt, wie dieser wirken kann. Nicht unbedingt, wie dieser richtig
zu verstehen ist, sondern wie er praktisch sich zeigt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 11. April 2016 2016-04-11 16:57:36