Apokalypse als wesentlicher Bestandteil menschlichen Seins
das letzte Mal weltweit und umfassend war die Jahrtausendwende zum Jahre 2000 in
ein Zeitpunkt offen apokalyptischer Gedanken und Befürchtungen, zumindest in
verschiedenen Gruppen weltweit. Neben den, natürlich, täglichen
"Schreckensmeldungen" in den Nachrichten und den (nicht grundlosen)
grundlegenden Befürchtungen von Klimaerwärmung, ökologischen Katastrophen und
allgemeinem Zusammenbruch des Öko-Systems. Dass dieses apokalyptische Denken
nicht vereinzelt anzutreffen ist und sich hier und da auch in "heiligen
Schriften" Bahn bricht (die Apokalypse des Johannes", sondern auf eine
tiefe Verankerung in der Grundbefindlichkeit des menschlichen Seins der
"westlichen, christlich geprägten" Kultur trifft, das legt Johannes
Fried in diesem Werk dar. Mit großer breite und fundiertem Blick, nicht immer
einfach zu lesen und ob des auch wissenschaftlichen Anspruchs des Werkes hier
und da in sehr trockenem Stil. Dennoch trifft Fried den Punkt überaus
verständlich.
"Der Weltuntergang hat Konjunktur, jedenfalls im Reden, Schreiben, in
Filmen, in Popular und Subkultur".
Ein verwurzeltes Denken, dass, so führt Fried durchgehend in einem der roten
Fäden des Buches sehr grundlegend an, im christlich abendländischen Glauben
seine umfassende und prägende Entfaltung bis heute gefunden hat. Im Kapitel
"Chaos und Angst", da im Übrigen, auch wenn es erst am Ende des
Werkes thematisiert wird, einen guten Einstieg in die Darstellung des Werkes
bildet (und daher ohne weiteres als erstes gelesen werden könnte), legt Fried
diese Motive offen. Aus Sorge vor dem und gleichzeitiger Faszination des Chaos
entsteht eine aus "christlicher Überzeugung genährte latente
Untergangsangst" sich Bahn und verfestigt sich in Geschichte,
Schriftstücken, Überzeugungen und Ausschmückungen als "Chiffre einer
Welt im Chaos", als Ausdruck einer im tiefsten verunsicherten und sich von
vielen Seiten bedrängt erlebenden Gesellschaft. Im Übrigen auch genährt von
einer "masochistischen (und sadistischen) Lust an Horror-
Gewaltfantasien".
Wie nun Fried von Rockmusik über Thriller-Literatur hin zu einem Tatsachenfall,
geschildert vom Autor Ferdinand von Schirach oder auch in modernen Karikaturen
dem Leser die allgemeine und ständig präsente Sorge, Lust, Angst vor oder gar
Sehnen nach dem Weltuntergang als Teil der alltäglichen Kultur vor Augen
führt, das ist sehr interessant zu lesen. Und bereitet den Boden für die
historischen Wurzeln, denen Fried von der biblischen Prophetie angefangen über
die Zeiten hinweg sorgfältig nachgeht.
Bis dahin, dass der "Weltuntergang" mitsamt einem
"Weltgericht" in dieser allgemein verheerenden Auswirkung eine genuin
christliche Erfindung ist. Die allerdings, so legen es die Fakten der tiefen
Verankerung im kulturellen über die Zeiten hinweg, nahe, auf einen
"fruchtbaren Boden" im Menschen getroffen ist. Bis dahin, dass manche
Personen oder Gruppen bis hin zum Strichcode bei Waren apokalyptische Zeichen
vermeinen, zu entdecken.
Fazit
Eine nicht immer leicht zu lesende Untersuchung, welche die Lektüre aber
überaus lohnt und sich einem zuwendet, dass in verdeckter Weise auch noch das
gegenwärtige Denken viel stärker beeinflusst, als man es vor der Lektüre des
Buches gedacht hätte.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 30. März 2016 2016-03-30 11:21:28