Die walisische Kriminalpolizei ermittelt in einem ungeklärten Todesfall, bei
dem ein Wachmann von einer Klippe ins Meer stürzt. Unfall oder Selbstmord
scheinen unwahrscheinlich. Doch wer sollte einen Wachmann töten, der die
Anlage bewacht, von der aus das Transatlantik-Kabel ausgelegt ist?
Als auch ein Vermessungsingenieur zuhause tot aufgefunden wird und seine Familie
entschieden bestreitet, er könne lebensmüde gewesen sein, sieht Fiona
Griffiths von der Polizei Cardiff als Einzige einen Zusammenhang zwischen dem
Ingenieur, dem Kabel und den Klippen, an denen Derek Moon den Tod fand. Sie
beginnt nach einer Person mit ungewöhnlichen Kletterkünsten zu suchen und
freundet sich dazu mit einem Hobby-Kletterer an, der sie geduldig in sein Hobby
einweiht.
Fiona muss in der Asservatenkammer einspringen, weil der zuständige Kollege die
derzeitige Menge an Beweismitteln nicht allein bewältigen kann. Im Prinzip ist
Fiona die ideale Besetzung für eine gleichförmige Tätigkeit, die dennoch
Sorgfalt erfordert. Als sehr spezielle Persönlichkeit (Fiona leidet am seltenen
Cotard-Syndrom), befürchtet sie selbst nun, sie könnte sich im
Asservatenkeller langweilen und darunter würde ihre Sorgfalt leiden. Zur
Abhilfe dekoriert sie den Keller um mit Fotos "ihrer" Toten, der
spektakulären Mordfälle, die sie noch immer nicht loslassen. Je länger Fiona
über diese Fälle nachsinnt, umso wahrscheinlicher scheint es, dass eine kleine
Gruppe privilegierter Männer die Taten begangen hat – ungehindert von der
Polizei. Rein privat sammelt Fiona noch immer Informationen über ihre
Herkunft, weil ihre Behinderung auf eine frühkindliche Traumatisierung
hinweisen könnte. Dass sie als Findelkind in ihre Adoptivfamilie kam, kann sie
immer weniger glauben. Von ihrem Kollegen Buzz hat Fiona sich kürzlich
getrennt, dem einzigen Menschen, der mit ihren sonderbaren
Persönlichkeitszügen umgehen kann.
Im vierten Band beschreibt Fiona als Icherzählerin ihre Außenseiterrolle
gegenüber dem Planeten der "Normalen" so eindringlich und so
selbstironisch, dass ich ihr aufrichtig wünschte, sie würde ihre Prüfung zur
Beförderung schaffen und endlich fest in ihr Team integriert arbeiten können.
Dass ihre direkte Art die sensiblen Kollegen überfordert, daran könnten bitte
alle gemeinsam arbeiten. Auch wenn es so wirkt, als schichte Fiona bei ihren
Ermittlungen zuerst einen riesigen Heuschober auf, um anschließend darin nach
einer Nadel zu suchen, führt ihr Vorgehen offensichtlich zum Erfolg. Im Falle
der fragwürdigen Selbstmorde agiert Fiona haarscharf am Rande des Illegalen
entlang. Sie beauftragt einen Ex-Kollegen mit Ermittlungen und tut das, was ihr
neben akribischer Aktenarbeit am meisten liegt: sie heuert Undercover auf einem
Schiff an, das nicht das ist, was es zu sein vorgibt. Nachdem anfangs Fionas
persönliche Situation breiten Raum einnahm, zieht die Spannung kräftig an, als
es an Bord der "Isobel Baker" geht.
1.
Fiona. Den Toten
verpflichtet
2.
Fiona. Das Leben und das
Sterben
3.
Fiona. Als ich tot war
Fazit
Harry Binghams vierter Band der Fiona-Reihe besticht wieder durch seine Heldin,
die auf chaotische Art zu überraschenden Ermittlungserfolgen kommt, und durch
differenziert charakterisierte Nebenfiguren.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 22. Januar 2019 2019-01-22 11:23:34