Ich gebe es voll zu: mit einer Bewertung des vorliegenden ersten Buches von
Michael Moore, dessen Film: "Bowling for colombine" mir sehr gut
gefallen hat, tue ich mich sehr schwer. Besonders fasziniert hat mich Kapitel 1,
welches Details über die mutmaßlichen Unregelmäßigkeiten (soll man schon von
Wahlbetrug reden?) der Wahlen in Florida aufdeckt. Die weiteren Kapitel haben
mich allerdings etwas "genervt", sie waren mir zu unwissenschaftlich.
Mir selber ist das Thema um Bush zu ernst und ich empfehle als beste Lektüre
das Buch von Hartfield: "Das Bush-Imperium", welches die
Schattenseiten der Biographie und der Wahlfälschung in Florida detailliert
aufdeckt. Mich stört bei Moore besonders, dass er keinerlei Belege und Quellen
anführt. So kann man beispielsweise zu Kapitel 1 einwenden, dass Nachzählungen
in Florida Bushs Vorsprung bestätigt haben und dass man sich in den USA
rechtzeitig registrieren lassen muss, um wählen zu können (da es kein
zentrales Melderegister gibt). Man kann also nicht wie bei uns spontan wählen
gehen. Dies nur als Beispiel dafür, dass Moore zentrale Behauptungen, die er
aufstellt, nicht belegt. Deshalb finde ich: wer das ganze als Satire betrachtet,
kommt sicherlich auf seine Kosten. In dieser Hinsicht ist das Buch skurril und
witzig geschrieben. Wer allerdings mit höheren Erwartungen an das Buch
herangeht und wissenschaftliches Arbeiten erwartet, der wird enttäuscht werden.
Es gibt kaum Belege und Gegenargumente zu seinen Behauptungen bringt der Autor
nicht. Außerdem wird mit Verallgemeinerungen gearbeitet (etwa im Kapitel:
"Nation der Dummköpfe") und Pauschalurteile können mich nicht
überzeugen. Wer also wissenschaftliche Literatur über Bush sucht, der sollte
zu Benjamin Barbers "Imperium der Angst", Hartfields "Das
Bush-Imperium", Krugmanns "Der grosse Ausverkauf", einer
vernichtende Kritik der US-Wirtschaftspolitik unter Bush greifen. Sehr gut sind
auch das Buch von Chalmers Johnson "Der Selbstmord der amerikanischen
Demokratie" sowie die Bücher von Kupchan "Die europäische
Herausforderung" oder Joseph S. Nye "Das Paradox der amerikanischen
Macht" lesen. Wer über die Motive der Bush-Anhänger informiert werden
möchte (um sie zu verstehen, nicht um die Argumente zu teilen und sich zu eigen
zu machen!) der lese Robert Kagans: ""Macht und Ohnmacht: Amerika und
Europa in der neuen Weltordnung".
Hier findet man seriöse wissenschaftliche Argumente und Gegenargumente, um sich
ein Urteil über Innen-, Gesellschafts-, Wirtschafts- und Außenpolitik in dem
Amerika unter Bush machen zu können.
Fazit
Wer allerdings die Ansprüche an Moore "tieferhängt" und - durchaus
intelligent - unterhalten werden möchte, der wird Moores bissigen Humor zu
schätzen wissen und ihn mögen. Die Einschätzung hängt also von der
Erwartungshaltung und der Sichtweise des Lesers ab. Daraus erklären sich meines
Erachtens auch die völlig unterschiedlichen Reaktionen zu diesem Buch.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 23. Februar 2004 2004-02-23 21:46:10