Breiter und fundierter Blick auf eine prägende eine Kulturepoche
Bereits in vierter Auflage (erste Auflage 2001) erscheint nun, wiederum
durchgesehen, leicht erweitert und bibliographisch aktualisiert dieses als eines
der Standardwerke zur Romantik zu bezeichnende Buch von Kremer und Kilcher.
Wobei auch 14 Jahre nach Erscheinen der ersten Auflage das Werk nichts an seiner
grundlegenden Bedeutung für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Epoche
der Romantik verloren hat. Und weiterhin gilt ebenso, dass Kremer und Kilcher
ihr Ziel, die Romantik (zwischen 1780 und 1830) allein aus ihren eigenen
historischen Begriffen, Kategorien und Ansprüchen her darstellt und
interpretiert, entkleidet von sekundären Interpretationen oder
Ideologisierungen späterer Jahrhunderte. Ein Anspruch des Werkes, der breit
anerkannt als gelungen bewertet wurde und weiter werden kann.
In dieser Zielrichtung ist es wichtig und gut, dass, nach einer Einordnung der
Romantik in den historischen und sozialgeschichtlichen Kontext der Zeit "um
die französische Revolution herum" mit ihrer feststellbaren, zunehmenden
"Verdichtung der Kommunikation", zunächst die allgemeinen Aspekte der
Romantik ausführlich und fundiert dargelegt werden. Die Begriffsdefinition, die
Unterteilung in Früh- und Spätromantik, die feiner in die Tiefe gehende
Phasengliederung und die Geschichte der wissenschaftlichen Rezeption legen die
Grundlagen für den Leser, sich den einzelnen, bedeutsamen inhaltlichen Aspekten
der Romantik dann zuwenden zu können.
Wobei, neben der im Vordergrund stehenden "Naturphilosophie", der
"romantischen Psychologie" und der Darlegung der Grundfiguren der
romantischen Poetik (mitsamt der "neuen Mythologie" und der sich stark
entfaltenden "Imagination") vor allem dann an ausgewählten Werken der
Romantik die romantische Prosa, das romantische Drama und die romantische Lyrik
den wesentlichen Teil des Inhaltes dieses Lehrbuches ausmachen. Dabei bieten die
Autoren ein sehr, sehr breites Feld der Betrachtung. Tiecks, Hölderlin, Novalis
und Brentano sind mit Hauptwerken und deren Analyse ebenso vertreten, wie von
Eichendorff und E.T.A. Hoffmann als zentrale Vertreter der Spätromantik
ausführlich interpretiert werden.
Sowohl die Gattung des historischen Romans, der Erzählungen und der
romantischen Kunstmärchen werden sodann getrennt voneinander in ihren
Besonderheiten und den wichtigen Daten aufgenommen und sachgerecht vor Augen
gefühlt. Was im weiteren Verlauf ebenso für das Lust- und das Trauerspiel der
Romantik gilt. "Gustav Wasa", "Krieg den Philistern",
"Der zerbrochene Krug" sind hier ebenso anzutreffen, wie "Leben
und Tod der heiligen Genoveva" oder "Die Gründung Prags", wie
auch ein fundierter Blick auf Kleists Dramen.
Die wohl klassisch mit dem Begriff der Romantik verbundene Form der Lyrik
schließt das Lehrbuch ab. Schlegel, Tiecks "Minnelieder", die
"Hymnen an die Nacht" von Novalis, das "Moment der Stimmung"
(das nicht nur in Tiecks Lyrik von hoher Bedeutung ist) zeigen die Grundlagen
der Romantik auf, bieten einen differenzierten blick auf die verschiedenen
Formen und Gattungen und setzten die "Hauptakteure" der Romantik gut
ausgeleuchtet in den Raum der Lektüre. Dass zudem Kremer und Kilcher es
verstehen, verständlich und flüssig zu formulieren, erleichtert die Arbeit mit
diesem Lehrbuch enorm.
Fazit
Eine hervorragende Darstellung der Kulturphase der Romantik.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 16. März 2016 2016-03-16 13:57:41