Philip und Susan sind das, was man eine Sandkastenliebe nennen kann. Und doch
finden sie als Paar nicht zueinander, da sich ihre Leben unterschiedlich
entwickeln. Susan beschließt als Entwicklungshelferin nach Honduras zu gehen,
Philip bleibt in New York, um sein Studium zu beginnen. Sie schreiben sich
Briefe und treffen sich immer wieder in einer Bar am Flughafen Newark. Philip
hofft, dass Susan zurückkommt, dich immer wieder verlängert sie ihren
Aufenthalt. Schließlich lernt er Mary kennen. Da seine Erinnerung an Susan
verblasst, gründet er mit Mary eine Familie, bis eines Tages eine Überraschung
auf ihn wartet: Susans Tochter Lisa steht unvermittelt vor seiner Tür!
Seit Jahren bin ich ein Bewunderer von Marc Levy, der es in seinen Romanen immer
wieder schafft, den Leser gleichermaßen zu berühren und zu fesseln. Daher war
ich auf dieses ältere Werk (es handelt sich um Levys zweiten Roman) sehr
gespannt. Leider schöpft er das Potential seiner Geschichte nicht aus. Der
erste Teil ist geprägt von den Briefen, die sich Susan und Philip schreiben und
die ich als etwas zu kitschig und altbacken fand, auch wenn der Roman anfangs in
den 1970er Jahren spielt. Im zweiten Teil wandelt sich das Ganze zu einer
Familiengeschichte, in der vor allem Philip, Mary, ihr gemeinsamer Sohn Thomas
und Susans Tochter Lisa im Blickpunkt stehen. Leider wartet man auch hier oft
darauf, dass etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches passiert. Doch das
passiert nicht. Die Handlung plätschert dahin, ohne das sie mich wirklich
berühren konnte.
Das mag auch daran liegen, dass mich vor allem Philip nicht überzeugen konnte.
Er schafft es nicht, die Bindung des Lesers an den Roman zu knüpfen. Dies
gelingt im hinteren Teil eher Lisa, die sich zum eigentlichen Star des Romans
entwickelt.
Am Ende wartet Marc Levy dann noch mit einer Überraschung auf, die mich
zunächst verblüfft hat. Doch je mehr Abstand ich zum Roman hatte, desto
weniger konnte sie mich inhaltlich überzeugen.
Fazit
Einen wirklich schlechten Roman habe ich von Marc Levy noch nicht gelesen. Doch
mit Werken wie "All die ungesagten Worte" oder "Wer Schatten
küsst" kann "Wo bist du?" leider nicht mithalten. Insgesamt ist
man als Leser zwiegespalten. Die Magie, die die genannten Romane versprüht
haben, hat mich hier nicht erreicht. Mir fehlt das gewisse Etwas, das den Roman
aus der Mittelmäßigkeit herausholt.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 08. März 2016 2016-03-08 16:25:05