Bereits in den 1990er Jahren waren die Bücher der Gonzo-Reihe des Autorendupo
Karr & Wehner erschienen. 2015 gab es eine Neuauflage der vier Romane im
Klartext-Verlag. Die Krimis, die mit dem Glauserpreis des SYNDIKATS
ausgezeichnet worden waren, handeln von dem Essener Videoreporter Gonschorek,
der den Spitznamen Gonzo trägt. Er ist einer, der stets mit der Videokamera
herumläuft, den Polizeifunk abhört und von einem tatgeschehen zum nächsten
Unfall hastet, um einige Bilder einzufangen, die er dann an die TV-Sender
verkaufen kann. Er lebt also davon, stets als Erster zu wissen, wo gerade etwas
passiert, um daraus eine Story zu machen, die in den Medien aufschlägt.
In "Geierfrühling" gerät Gonzo unversehens in einen Kriminalfall,
weil er eher zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Er tummelt sich am Essener
Hauptbahnhof auf der Suche nach der Story, spricht mit Obdachlosen,
Prostituierten und den Leuten eines privaten Sicherheitsdienstes. Kurze Zeit
später ist einer der Sicherheitsleute tot. er wurde im Bahnhofsklo gefunden.
Die Polizei verdächtigt eine Polin, die am Bahnhof anschaffen geht. Doch Gonzo
weiß, dass sie es nicht gewesen sein kann, denn zur fraglichen Zeit hatte sie
ihm eine seiner Videokameras geklaut. Er war das Alibi für sie. Nun beginnt
Gonzo selbst zu ermitteln. Nicht zuletzt deshalb, weil er eine Story daraus
machen will, die e vrkaufen kann.
Das Autorenduo hat diesen Krimi als schnellen, schmutzigen und actionreichen
Regionalkrimi angelegt. Hier wird keinesfalls gemächlich ermittelt, sondern der
Protagonist torkelt von einem Chaos ins andere, bekommt selbst heftig Hiebve,
weil er sich mit den falschen Leuten anlegt und Gerät in den tatverdacht bei
der Polizei. Dabei werden von den Autoren Themen aufgegriffen, die es damals
genauso gab wie heute: z. B. das Thema der rechten Neo-Nazis, die heute offenbar
wieder salonfähig geworden sind, damals aber noch an Glatzen und Bomberjacken
erkennbar waren. Kurze Dialige tragen zu der Schnelligkeit der handlungen bei
und unterstützen den Jargon, der in den Kreisen, in denen Gonzo arbeitet,
offenbar gerecht wird. Die Regionalität dieses Krimis wird durch die
Handlungsorte, die durch ganz Essen und hauptsächlich rund um den Hauptbahnhof
führen, unterstrichen. Mit dem Auto geht es häufig von einen Stadtteil in den
anderen.
Fazit
Die Bilder, die dem Leser daheim in den Kopf projiziert werden, sind sehr
realistisch. "Geierfrühling" ist ein rasanter, harter Krimi, dem
lediglich die überaus kleine Schrifttype im Druckbild angelastet werden kann.
(Es gibt die vier Gonzo-Romane auch zusammen in einem Schuber!)
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 03. Februar 2016 2016-02-03 21:24:12