Harry Clifton ist ein Junge aus ärmlichen Verhältnissen, der sich in den
Hafendocks von Bristol herumschlägt. Seit sein Vater auf mysteriöse Weise
verschwunden ist, versucht seine Mutter die Familie über Wasser zu halten. Als
Harry ein Stipendium für eine Eliteschule bekommt, nimmt sein Leben eine
schicksalhafte Wendung. Auf dieser Schule lernt er Giles Barrington, den Erben
einer Schifffahrts-Dynastie, kennen. Die beiden werden unzertrennlich, auch wenn
Giles' Vater dieser Freundschaft ablehnend gegenüber steht. Als Harry sich in
Giles' Schwester Emma verliebt, scheint sein Glück vollkommen. Zu diesem
Zeitpunkt ahnen weder Harry noch Emma, auf welch tragische Weise ihre Familien
miteinander verbunden sind.
"Spiel der Zeit" ist der Auftakt eines packenden Familienepos aus der
Feder des britischen Bestsellerautoren Jeffrey Archer. Auf sieben Bände hat
Archer sein Epos angelegt, wobei er in einem Interview verriet, dass er selbst
nicht weiß, was mit seinen Figuren im nächsten Band passiert.
Mit seiner Geschichte bewegt sich Jeffrey Archer in einem Genre, das schon
zahlreiche Jahrhundertsagen hervorgebracht hat. Auch wenn der Roman nicht die
literarische Klasse der Buddenbrooks oder die Detailverliebtheit der
Brückenbauer besitzt, kann der Auftakt der Clifton-Saga von der ersten Seite an
überzeugen. Dies liegt vor allem an einen Kunstgriff, den Archer anwendet und
der vielem entgegensteht, was in Lehrbüchern zum Thema Kreatives Schreiben
steht. Auch wenn Harry Clifton die Hauptfigur der Geschichte ist, wechselt
Jeffrey Archer immer wieder die Perspektive und erzählt aus Sicht der anderen
Figuren. Hinzu kommt, dass die jeweils erste Szene dieser Perspektiven mit einem
Ich-Erzähler, die anderen dann mit einem personellen Erzähler in der dritten
Person erzählt werden. Das ist für den Anfang etwas ungewöhnlich, entpuppt
sich aber mit zunehmender Dauer als echter Glücksgriff für die Geschichte.
Zwar erlebt man manche Szenen mehrfach, durch den neuen Blickwinkel gibt es aber
immer wieder ein neues Mosaiksteinchen, dass das Gesamtbild der Geschichte
vervollständigt.
Ein weiterer Vorteil ist, dass dem Leser auch die anderen Figuren samt ihrer
Gefühlslage nähergebracht werden. Dadurch lebt und leidet man mit ihnen. Der
Roman endet mit einem fiesen und überraschenden Cliffhanger, der nur eine
Entscheidung zur Folge haben kann - nämlich die, Band 2 unverzüglich zu lesen.
Fazit
Auch wenn Jeffrey Archer das Genre nicht neu erfindet und manches Klischee
bedient, ist "Spiel der Zeit" der lesenswerte Auftakt eines packenden
Familienepos. Der durchdachte, stimmige Plot und die sehr gut herausgearbeiteten
Figuren machen den Roman zu einem echten Volltreffer, der überaus unterhaltsame
Lesestunden garantiert.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 16. Dezember 2015 2015-12-16 15:21:51