Mit Claudius Zorn hat Stephan Ludwig einen planlosen, soziopathischen Ermittler
geschaffen, dessen groteske Erlebnisse kaum noch steigerungsfähig schienen.
Seit dem vierten Band der Reihe wurde Zorn wegen anhaltender Arbeitsverweigerung
degradiert; Chef der Abteilung ist inzwischen Kollege Schröder, der vermutlich
niemals Chef sein wollte. Ohne Schröder wäre Zorn beruflich völlig
aufgeschmissen. Schröder und Zorn ermitteln in einem skurrilen Fall um die
verschwundene Ehefrau und Managerin des alternden Pop-Stars Gregor Zettl, um die
Geschäfte der Donata Zettl und ein herrenloses künstliches Hüftgelenk, das
nach Unterlagen des örtlichen Krankenhauses Donata Zettl implantiert worden
sein soll. Gregor Zettl war in den alltäglichsten Dingen vollständig von
seiner Frau abhängig und hockt nach deren Verschwinden ohne Geld, ohne Strom
und ohne saubere Kleidung hilflos zuhause. Dass ein Erpresser Zettl auf die
Pelle rückt, überfordert den Mann in dieser Situation vollends. In ihrer
Passivität und dem Baden im eigenen Elend ähneln sich hier Ermittler Zorn und
sein Zeuge Zettl verblüffend. Zorn, dessen schwangere Partnerin sich vor kurzem
von ihm getrennt hat, ist munter dabei, in den Suff abzugleiten. Schröder geht
privat es auch nicht besonders gut; denn er hat sich noch nicht mit dem Tod
seiner betagten Eltern abgefunden.
Fazit
Im Vergleich zu den vorhergehenden Bänden entwickelt sich die psychologisch
interessante Beziehung zwischen Zorn und Schröder in dieser Folge kaum weiter,
so dass makabre Ereignisse um eine Leiche sehr viel Raum einnehmen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 27. November 2015 2015-11-27 14:14:15