Martha Grimes gehört seit vielen, vielen Jahren zu einer der großen
Kriminalschriftstellerinnen aus den USA. Ihre Romane allerdings spielen häufig
in England. So auch der vorliegende Fall für Inspector Jury.
Während eines düsteren Novemberabends sitzt Inspector Jury in einem Londoner
Doppeldeckerbus und erblickt eine ungewöhnlich attraktive blonde Frau. Diese
Frau ist elegant in einen Pelzmantel gekleidet und wird von einem Hauch Parfüm
umgeben. Selbst für den Inspektor ist sie eine auffällige Erscheinung. Doch an
einem Eingang zu einem der dunklen Parks in London verliert er die Frau aus den
Augen. Am nächsten Tag wird die Leiche einer wunderschönen Frau in einem
Pelzmantel entdeckt. Zwar identifiziert Jury diese Frau als diejenige, die er am
Abend zuvor beobachtet hatte, aber es dauert nicht lange, bis ihm Zweifel daran
kommen, dass es sich tatsächlich um dieselbe Frau handelt. Noch dazu, als er
die vermeintlich Tote später erneut trifft. Sie bestreitet vehement, an
besagtem Abend an dem Park gewesen zu sein. Seine Ermittlungen führen Jury
aufgrund des Pelzmantels in die Umgebung einer Galeristenfamilie. Spätestens
jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an welchem er seinen Freund Melrose Plant,
einen feinsinnigen Kunstkenner, in die Ermittlungen einbeziehen möchte. Die
beiden Freunde haben einen ihrer schwierigsten Kriminalfälle zu lösen.
Bei diesem Kriminalroman handelt es sich um einen gemächlichen, humorvollen und
spannenden Kriminalroman. Er ist in etwa eine Mischung aus Inspector Linley und
Inspector Barnaby. Während Jury in London lebt und arbeitet, kommt sein Freund
Melrose aus einem kleinen Dorf in der Nähe. In einem langen, aber
unterhaltsamen, parallelen Erzählstrang werden dieses Dorf und Melrose
detailliert eingeführt. Absolut nicht langweilig, obwohl sich der Leser dennoch
manches mal fragen kann: Was hat das Ganze mit der Leiche in London zu tun? Doch
besonders dieser Teil und Melrose haben große Ähnlichkeit mit dem aus dem
Fernsehen bekannten Inspector Barnaby. Es fasziniert die komplette dörfliche
Idylle, in der das gesamte Geschehen des Dorfes abgebildet wird, die
Streitigkeiten der Dorfbewohner untereinander, die diesen Teil sehr humorvoll
gestalten. Schrullige Dorfbewohner, die sich gerne streiten und sich auch auf
die Schippe nehmen, sind für diese Atmosphäre zuständig. Parallel dazu
ermittelt der Polizist, um den Täter für die Leiche zu finden und
herauszufinden, was es mit der Doppelgängerin auf sich hat. Falls es eine
solche ist. Als Jury dann seinen Freund nach London gerufen hat, beginnt dieser,
in der Galeristenfamilie zu ermitteln. Das macht er sozusagen verdeckt, denn
offen gibt er nicht zu erkennen, dass er für seinen Polizistenfreund arbeitet.
Aber je weiter er in die Geheimnisse dieser Familie eintaucht, umso verworrener
scheint der ganze Fall zu werden.
Fazit
Bereits oben habe ich von einem gemächlichen Krimi gesprochen, was darauf
hinweist, dass es kein besonders action-reicher und schnell geschnittener
Kriminalroman ist. Er folgt eher der Tradition einer Agatha Christie, der mit
einer detailgenauen Beschreibung versucht, den Leser auf die falsche Fährte zu
locken. Die dargestellte Szenerie entspricht durchaus dem englischen Landleben
und es ist gut vorstellbar, dass sich die Autorin viel Zeit bei ihren Recherchen
genommen hat, um solch ein kleines Dorf im Süden Englands unter die Lupe zu
nehmen. Der Roman bietet gute Unterhaltung mit einem sehr guten Rätselformat.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 02. Oktober 2015 2015-10-02 22:22:05