Ich kann bei dir sein - wann immer du willst.
Was macht eine Mutter, wenn sie weiß, dass ihr Leben nicht ausreicht, um ein
geliebtes Kind zu begleiten, ihm zur Seite zu stehen, wenn es Hilfe braucht,
Trost zu spenden, wenn es Kummer hat oder die glücklichen Momente des Lebens
mit ihm zu teilen? Eleanor Dance hatte ein Rezeptbuch für ihre Tochter Melissa
geschrieben. Ein Buch für "die Zeit danach". Es waren Rezepte, die
sie gemeinsam mit ihr in unbelasteten Zeiten ihrer Kindheit in der Küche
zubereitet hatte, die wie ein Schlüssel auch andere Erinnerungen wachriefen und
die Vergangenheit lebendig werden ließen. Als James Hall, der Mann, dem ihre
Mutter das Buch anvertraut hatte, ihr das Vermächtnis zu ihrem
fünfundzwanzigsten Geburtstag übergab, war Melissa erschreckt und verwirrt.
Konnten all' die Jahre, in denen der Kontakt zu Eleanor keine Stimme gehabt
hatte, überbrückt werden, konnten die Zeilen der Mutter ihr das bringen, was
Melissa bisher nicht empfangen hatte? Der Zeitpunkt in ihrem Leben war unendlich
wichtig, denn ihre eigenen Gefühle waren durcheinander, bedurften einer
Klärung, und das Gespräch mit der Mutter konnte helfen, sich selbst und den
Anderen Vertrauen zu schenken.
In flüssiger, angenehmer Sprache erzählt Teresa Driscoll die Geschichte dieser
Mutter-Tochter-Beziehung, nimmt Vater und Lebenspartner mit hinein, erzählt aus
deren unterschiedlichen Perspektiven, sodass die Entwicklung der Situationen in
eine überzeugende Glaubhaftigkeit voneinander gestellt wird. Der Leser erhält
die Möglichkeit, immer wieder aus Sicht der einzelnen Familienmitglieder auf
die Zeit zu blicken, die der anrührende und spannende Roman umfasst. Ein
Kaleidoskop menschlicher Empfindungen wird in feinfühliger Sensibilität
dargestellt und lässt doch jeglichen übertriebenen Druck auf die
Tränendrüsen vermissen, der sonst häufig praktiziert wird, wenn es um
derartige Themen geht.
Die in mir anfänglich noch vorhandene Distanz zu den Personen baute sich im
Laufe der Geschichte nahezu unmerklich komplett ab, sodass ich irgendwann
erstaunt feststellte, dass ich mit zunehmender Spannung intensiv auf den
Fortgang der Ereignisse wartete und von der zarten Überzeugungskraft der
Autorin eingeholt wurde. Das Buch ist nicht nur auf Grund der ausgefallenen
Situation, die es beschreibt, Spiegel eines ungewöhnlichen Lebensalltags. Es
verbindet Tapferkeit und Schmerz, Hoffnung und Liebe mit feinen Strichen wie der
Maler die Farben seines Aquarells und wird dadurch zum empfehlenswerten
Leseerlebnis.
Fazit
Feinfühlige, empfindsame Geschichte über Liebe und Vertrauen, Hoffnung und
Schmerz, die mit leisen Tönen intensiv berührt.
Vorgeschlagen von brillenbaby
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veröffentlicht am 03. September 2015 2015-09-03 21:05:37