Tikkirej lebt auf dem Planeten Karijer. Seine Mutter arbeitet in den Dritten
staatlichen Minen, sein Vater ist arbeitslos. Als seine Mutter auch noch
arbeitslos wird, wählen sie und ihr Mann den Freitod, damit ihr Sohn weiter
leben kann. Auf Karijer lebt man unter einer grossen Kuppel und muss für das
Leben in Sicherheit vor der Aussenwelt und für die Atemluft hohe Steuern
bezahlen. Das geht natürlich nicht, wenn beide Elternteile arbeitslos werden.
Daher rechnen Tikkirejs Eltern damit, aus der Kuppel verwiesen zu werden. Die
atomare Verseuchung dort draussen sorgt für einen langsamen, schleichenden Tod.
Die Radioaktivität ausserhalb der lebenswichtigen Kuppeln entsteht durch den
Abbau radioaktiven Materials. Und wer einmal dort ist kommt lebend nicht mehr
zurück. In kürzester Zeit sind die Menschen verseucht und verändern sich,
entwickeln zudem Entzündungen und Verunstaltungen. Auf dieses Leben möchten
Tikkirejs Eltern verzichten. Tikkirejs Eltern übertragen also ihre
Sozialanteile auf dem Sohn, damit er eine Zeitlang überleben kann. Am nächsten
Tag mussten sich seine Eltern im Haus des Abschieds einfinden. Und Tikki, wie er
manchmal von seinem Vater gerufen wurde, könnte sieben weitere Jahre leben,
eine Ausbildung beginnen und dann über sich selbst bestimmen. Tikkirej war
ziemlich sauer auf seine Eltern. Er bringt sie noch bis zum Haus des Abschieds.
Ab sofort ist Tikkirej ein einsamer Junge. Gut, er hat Freunde, aber so
plötzlich ohne Eltern ist auch nicht sehr schön. Er kann sich mit der
Situation auf dem Planeten nicht abfinden und heuert auf einem Raumschiff an.
Auf dem Raumtransporter kann er seiner atomar verseuchten Welt entkommen. Mit
dem Neuroshunt im Kopf kann er als Modul auf dem Schiff arbeiten. Neuroshunts
sind kleine Computer, der am Kopf, über dem Ohr angebracht wird. Mittels diesen
Kleinrechners kann man diverse mediale Angebote annehmen, sich mit Rechnern
verbinden und vieles andere mehr. Module lassen sich verkabeln und ihre Gehirne
werden so zu einem Verbundrechner. Der Nachteil bei dieser Arbeit ist jedoch
der, wer zu lange als Modul eingesetzt wird, verliert mit der Zeit seine
Entscheidungsfreiheit und verlernt das selbstständige Denken. Nach weniger als
einem halben Dutzend Flügen sind die Modul-Menschen geistige Wracks. Tikkirej
hat Glück im Unglück und gelangt so auf den Planeten Neu-Kuweit. Ihm gefällt
es hier so gut, dass er sich entschliesst, dort Bürger zu werden und die
Staatsbürgerschaft beantragt. Seine Ankunft und sein Leben auf Neu-Kuweit
erhalten jedoch sehr schnell eine neue Wendung. Es beginnt damit, dass er Stasj
kennenlernt. Stasj ist ein eher undurchschaubarer Page, ein Diener des
Imperiums. Doch nur wenige Tage später wird Neu-Kuweit angegriffen. Der Feind
sind die Inej, die Planeten des Imperiums angreifen. Die beiden neuen Freunde
fliehen von Neu-Kuweit und gelangen auf den Avalon, die Heimat der
Sternenritter. Die Sternenritter sind etwas ganz besonderes, denn sie besitzen
eine ganz besondere Waffe. Das sogenannte Schlangenschwert. Das Schlangenschwert
ist eine halb technologische, halb lebende Waffe, die sich ihren Träger selbst
aussucht. Als Tikkirej auf Avalon ankommt, wird er ebenfalls zu einem Stasj mit
einem Schlangenschwert. Auf Avalon wird er in die Geheimnisse der Organisation
eingeweiht und soll als Spion nach Neu-Kuweit zurückkehren.
Fazit
Nach den Wächter-Romanen, die beim Wilhelm Heyne Verlag erschienen, wirft man
wieder einen genaueren Blick in Richtung Osten. Der Blick bleibt aber auch
gleich wieder bei Sergej Lukianenko hängen. Auf seiner Internetseite zeigt er
seine Vielseitigkeit. Von Jugenderzählungen bis zu Erwachsenenromanen findet
sich dort sehr vieles und vor allem unterschiedliches. Mit dem Jugendbuch Das
Schlangenschwert stellt uns der Verlag Beltz und Gelberg eine neue Seite des
russischen Autors vor.
Der spannende Jugendroman ist aber durchaus für Erwachsene geeignet. Denn
Tikkirej ist nicht einfach nur ein dreizehnjähriger Junge, der sich im Leben
behaupten muss, er hängt auch seinen Gedanken nach und wird damit zu einem
kleinen Philosophen. Er überdenkt immer wieder den Freitod seiner Eltern.
Zuerst hält er sie nur für Feiglinge, die sich vor der Verantwortung und einem
schwereren Leben drücken wollen. Je länger er sich mit dem Thema auseinander
setzt, desto mehr ist er bereit, den Gedankengängen seiner Eltern zu folgen und
sie zu verstehen. Ein Fazit, das er aus den Überlegungen zieht, ist das, er
fühlt sich verpflichtet seinen toten Eltern gegenüber, für sich ein gutes
Leben und eine bessere Zukunft aufzubauen. In alle seine Gedankengänge hinein
fliesst langsam die Sicherheit das jeder Mensch ein Recht auf Selbstbestimmung
hat. Darin bestärkt ihn auch sein Freund Lion, den er auf Neu-Kuweit
kennenlernte. Die Selbstbestimmung ist es aber auch, die ihn unsicher werden
lässt. Wenn er nach Neu-Kuweit als Spion geschickt wird, ist das keine
Selbstbestimmung mehr. Er wird dazu gedrängt, etwas zu unternehmen, von dem
gesagt wird, dass es so richtig ist. Aber wie kann ein Junge eine solche
Entscheidung treffen?
Der Kosmos von Sergej Lukianenko ist farbenprächtig, und erinnert ein wenig an
Cyberpunk, wenn es darum geht, die Technik zu beschreiben. Der Neuroshunt oder
gar das Schlangenschwert, dass Ähnlichkeit mit einer Neuropeitsche besitzt.
Dann wieder der Ritterorden, der mich an die Jedis aus Star Wars erinnert oder
auch einige der anderen Rassen die in diesem Kosmos leben.
Ähnlich wie in seinen Wächter-Romanen ist auch hier keine Handlung
überflüssig. Alles gehört irgendwie zusammen. Manchmal sehr überraschend.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 10. Juni 2008 2008-06-10 09:53:43