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Arthur Schnitzler: Therese

Therese

von Arthur Schnitzler
Verlag: Goldmann Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: klassische Literatur
ISBN-13 978-3-442-07747-2

Preis: 2,36 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
Arthur Schnitzlers "Therese" ist eines der berührendsten und schönsten Bücher, die ich bis heute gelesen habe. Ein beeindruckender, jedoch immer sanfter, schnörkelloser, wunderschöner Erzählfluss, gepaart mit einem Gesellschaftspanorama des ausklingenden (österreichischen) 19. Jahrhunderts, und der sehr charmanten, zugleich dekadenten Atmosphäre Wiens. 1880, mit der 16jährigen Therese Fabiani, beginnt, was 30 Jahre und 106 Erzählabschnitte später tragisch, fast melodramatisch endet. Zwar kommt Therese aus gutbürgerlichem Haus, doch ist dieses von eigenem Untergang gezeichnet. Ihr Vater, Oberstleutnant a. D., erleidet eine gesitige Verwirrung, stirbt nach Jahren armen Dahindämmers; ihre Mutter, nach der Erkrankung des Vaters besorgt um den gemeinsamen Lebensunterhalt, fängt an, dürftige Frauenromane zu schreiben, die in Boulevardblättern gedruckt werden. Therese, die für sich keine Zukunft mehr sieht in Salzburg, zieht ins große Wien und findet dort schnell Anstellung als Erzieherin in privilegierten Familien, in denen kaum zu verhehlende Konflikte immer wieder dazu führen, daß Therese kündigt bzw. gekündigt wird. In keiner Episode ihres Lebens kehrt Ruhe oder Stabilität ein, entweder nimmt eine neue Liebschaft sie mit, oder ihr "unwirscher" Sohn Franz ("ein rechtes Bauernkind") belästigt sie, oder sie kämpft mit ihrer letzten Entlassung, hat sie doch wieder einmal die zu erziehenden Kinder zu lieb gewonnen, oder Sorgen hindern sie daran, "zu einem richtigen Sichbesinnen zu gelangen", wie es im Buch heißt; ihr Sehnen "nach Ruhe, nach Heimat, nach einer eigenen Häuslichkeit" bleibt unerfüllt.
Fazit
Berührt an Schnitzlers "Chronik eines Frauenlebens" haben mich: die seltsam schöne Teilnahmslosigkeit Thereses am Verfall (insbesondere verwüstete Ehen, zerrüttete Familien) um ihr herum ("Sie war niemals im eigentlichen Sinne gläubig gewesen. Als Kind und junges Mädchen hatte sie an allen vorgeschriebenen Religionsübungen mit Beflissenheit, aber ohne tieferes Ergriffensein teilgenommen", "Vor allem hütete sie sich, ihr Herz an die jungen Wesen zu hängen, deren Erziehung ihr überantwortet war; eine Art von kühler Mütterlichkeit, die sie beinahe nach Belieben ein paar Grade höher oder niederer stellen konnte, blieb die Grundstimmung dieser Beziehungen", ) und ihre, wenn man so will, optimistischen Anfälle, die ihren Tod mehr verdüstern als aufhellen.
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Vorgeschlagen von Paul Niemeyer [Profil]
veröffentlicht am 23. Februar 2004

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