Mit diesem Roman präsentiert die Münchner Autorin Stephanie Fey den dritten
Band einer Trilogie um die Rote Armee Fraktion. Protagonistin ist Carina
Kyreleis, Rechtsmedizinerin und Gesichtsrekonstrukteurin. Durch den Fund einer
Leiche auf dem Waldfriedhof kommt die Rechtsmedizinerin einem Unbekannten auf
die Spur, der Frauenleichen ausgräbt und misshandelt. Doch bevor sie diesen
Unbekannten aufspürt, obduziert sie einen auf Abwege geratenen Ex-Kollegen
ihres Vaters, Kriminalhauptkommissar Matte Kyreleis, der erhängt in seiner
Gefängniszelle aufgefunden wurde. Ihr Vater glaubt fest daran, dass dieser Tote
ermordet worden ist, und er sieht Parallelen zu den Terroristen der RAF, deren
angebliche Selbstmorde ähnliche Ungereimtheiten aufweisen. Vom ersten Moment an
wird in diesem Roman bei regnerischem Wetter ermittelt. Das lässt miese
Stimmung aufkommen und manchmal wird die Protagonistin von Panikattacken
überwältigt. Sie fühlt sich verfolgt, ohne den Grund zu wissen. Ihre
Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen, irgendjemand will verhindern, dass
die Wahrheit ans Licht kommt.
Die Autorin hat diesen Thriller in zwei Handlungsstränge untergliedert, zum
einen den des Leichenschänders, und zum anderen den um die Ermittlungen zur RAF
und dem Toten im Gefängnis. Dabei ist der erste Handlungsstrang noch mit einer
weiteren Ebene versehen, nämlich der Ebene aus der Perspektive des
Leichenschänders. Hier erlebt der Leser mit, was diesen Menschen dazu geführt
hat, dass er weibliche Leichen ausbuddelt und sie dann missbraucht. Es bleibt
dem Leser nichts verborgen und er erfährt zumindest auch den Vornamen des
Täters. Während jedoch die Ermittlungen laufen und sich Ermittler, Polizisten
und Zeugen unterhalten, fällt in der gesamten Zeit nicht ein einziges Mal der
Name dieses Schänders. Zwar ahnt man als Leser, dass der Täter nicht weit weg
sein kann von den handelnden Figuren, aber einen definitiven Hinweis gibt es
lange Zeit nicht. Der Täter führt ein Doppelleben, womit wiederum der Leser
leben muss.
Der Handlungsstrang mit dem in der Gefängniszelle Erhängten ist eng verzahnt
mit dem Leben der Protagonistin und ihres Vaters. Wie die Rechtsmedizinerin
erfährt, war ihre Mutter eine Killerin im Auftrag des
Bundesnachrichtendienstes, und arbeitete gegen die RAF-Terroristen. Sie ist
bereits ums Leben gekommen, als Carina Kyreleis noch ein kleines Mädchen war.
Auch ihr Vater ist jahrelang davon ausgegangen. Erst die Ermittlungen um seinen
Ex-Kollegen lassen andere Vermutungen zu. Die Autorin hat für diesen Roman sehr
viel Rechercheaufwand betrieben, was die RAF-Szene angeht als auch die
Vorgehensweisen von Leichenschändung. Stets bemüht, dem Leser umfassende
Informationen zu den Vorgängen mit auf den Weg zu geben, versteht sie es, diese
Informationen in eine packende Handlung einzubetten. Viele Details vom Ende der
RAF 1993 in Bad Kleinen werden auf unterhaltsame Weise verarbeitet und damit
wieder ins Gedächtnis der Leser geholt. Die psychologischen Abläufe über das
Leben eines Leichenschänders und die detaillierte Arbeit einer
Rechtsmedizinerin wird mit viel Akribie von Fey für den Leser aufbereitet.
Fazit
Ein spannender Thriller, der einem kaum Zeit zum Atmen lässt.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 02. Juli 2015 2015-07-02 21:06:53