Anna wäre nicht die Tochter ihres dominanten Vaters Don Vito Pizzo -
berüchtigter Mafia-Boss und Chef des Cosa Nostra Clans - gewesen, wenn sie sich
seinem Willen gebeugt und im Alter von zwanzig Jahren seinen Patensohn Luca
Gambino geheiratet hätte, für den sie keinerlei Gefühl empfand. Niemals
hätte sie eine arrangierte Hochzeit akzeptiert, in der das Familienoberhaupt
bestimmte, wen man heiraten durfte, nur weil die Tradition es verlangte.
Selbstsicher und mutig brach die intelligente junge Frau mit der Familie, zog
zum Studium in die Schweiz und wurde zu einer hochqualifizierten
Informationstechnologin. Ihr fotografisches Gedächtnis und die geniale
mathematische Begabung brachten ihr beruflichen Erfolg, aber privat blieb sie
ein Einzelgänger. Doch dann trat Malik Brenner in ihr Leben und mit ihm das
wunderbare Gefühl verliebt zu sein. Ab und zu kriselte es zwar ein wenig in
ihrer Beziehung, aber als sie ungeplant schwanger wurde, wollte sie das Kind auf
jeden Fall behalten, auch gegen Maliks Willen. Seine gefühllose Brutalität
jedoch ließ ihre Liebe sterben und verschuldete den Tod ihres ungeborenen
Sohnes.
Sie würde ihn jagen bis an ihr Lebensende - das war das hasserfüllte
Versprechen, das sie in ihrer Seele trug, als sie ihren Job bei der Firma Soffex
aufgab, um Malik zur Strecke zu bringen. Und hier war ihr Vater wieder an ihrer
Seite, um sie zu schützen und ihr zu helfen, denn Anna selbst war in Gefahr.
Inzwischen wurden brutale Morde verübt, denen ausnahmslos Nachkommen und
Familien von Mafia-Bossen zum Opfer fielen, sodass Don Vito auch um Annas Leben
fürchten musste. Als sie nur um Haaresbreite einem Anschlag entging und den
Täter in Notwehr tötete, blieb nur die Heimkehr nach Sizilien, Sicherheit
konnte ihr nur die Familie bieten - aber es schien ein Maulwurf in ihren engsten
Reihen zu existieren. Wer hatte dieses brutale Tötungs-Inferno gegen die
Mafia-Clans in Szene gesetzt? Wem konnte Anna überhaupt noch vertrauen? Waren
James Stark und die ehemalige Mossad-Agentin Chavah Garanten für Annas
Überleben? Wer war ihr Freund und wer plante ihre Vernichtung? Ein Irrtum
konnte ihren Tod bedeuten.
Katja Montejano hat ein schonungsloses Bild gezeichnet. Durch
abwechslungsreiche, miteinander verwobene Handlungsstränge erschließt sich dem
Leser eine spannende Geschichte. Er wird mitgenommen in die Welt der Mafia
Clans, wird facettenreich und schonungslos mit deren unerbittlichen
Gesetzmäßigkeiten und erbarmungslosen Praktiken vertraut gemacht, welche die
Handlungen und Gedanken der Protagonisten bestimmen und auch Annas Lebensumfeld
von jeher geprägt hatten. In scharfem Kontrast dazu lässt uns die Autorin
Liebe, Familienbande und Menschlichkeit spüren, die ebenfalls in all' dem Blut
und der Grausamkeit ihren Platz behaupten. Es erscheint mir auf dieser
gewissenlosen, unbarmherzigen Bühne ein Zeichen dafür zu sein, dass es immer
noch etwas geben wird, das wieder hoffen lässt, Halt gibt und überdauert.
Fazit
Cybercrime, Mafia und Vendetta, unbeugsame Gesetzmäßigkeit und brutales Spiel
um die Macht - verpackt in fulminanter Thrillerstory. Einzutauchen in diese Welt
der Blutrache und der Wirtschaftskriminalität erfordert beim Leser
Unerschrockenheit und Mut zur Konfrontation, bietet allerdings einen
ungebremsten Spannungsbogen auf höchstem Level. Wer sich mit diesem
"Deal" einverstanden erklärt, den erwartet ein unglaubliches
Thriller-Debüt, das selbst den Routinier des Genres noch einmal in seinen Bann
zu ziehen vermag. Hier kommt natürlich auch die Leseempfehlung für den
"Thriller-Hardliner" - zehn Sterne.
Vorgeschlagen von brillenbaby
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veröffentlicht am 13. Juni 2015 2015-06-13 18:25:42