Auf den ersten Blick passt alles in ihrem Leben - zumindest in beruflicher
Hinsicht. Wenn Viola Nienhaus sich so umschaut, fühlt sie sich eigentlich am
richtigen Platz. Sie hat den Hörsaal hinter sich gelassen und ihr erstes
eigenes Büro bezogen - über den Dächern von München gelegen, mit flauschigem
Teppichboden und Panoramafenster ausgestattet - ist es ein Teil der
Anwaltskanzlei von Schilo und Partner und soll für sie der Beginn ihrer
juristischen Karriere sein. Man muss allerdings zugeben, dass dieser Start auch
seine negativen Aspekte hat. Ihr Chef, Stefan von Schilo, ist ein ziemlich
unsympathisches, hellhäutiges Ekel auf dünnen O-Beinchen und seine
Sekretärin, Frau Blettinger, hat täuschende Ähnlichkeit mit den
landesüblichen Bürodrachen. Kollege Haberstolz jedoch, der mit Viola zusammen
das Ressort "Familienrecht" bearbeitet, und Kollegin Liane sind
erfrischend nett und sympathisch. Ganz zu schweigen von Matthias Fischer - einem
echten Highlight der Kanzlei - dessen coolness Violas Herz ganz schön ins
Stolpern und ihre Stimme ins Stottern bringt, was ihn leider absolut
gleichgültig lässt. Ist der Mann blind oder bereits vergeben, oder ist sie
wirklich ein so unscheinbares Mauerblümchen, das einfach nur unbeachtet an den
Wegrand gehört?
Nachdem während des Studiums die langjährige Verbindung zu ihrem Freund in die
Brüche gegangen war, ein Neubeginn mit dem Kumpel eines Kommilitonen sich als
Fehlgriff herausstellte, folgten nur ein paar inhaltlose, nächtliche Dates -
eine ziemlich miese Erfolgsquote, die sie da vorweisen kann, und es wird
wahrhaftig Zeit, endlich den Traummann zu finden. Bei einem solchen Angebot von
Fröschen, muss doch ein versteckter Prinz darunter sein. Vielleicht sollte sie
bei ihrer Freundin Hanna in die Lehre gehen, die ihre zahlreichen
"negativen Date-Test-Ergebnisse" in der Kolumne einer
Frauenzeitschrift zum Besten gibt und voll Motivation und Engagement ihre
Erlebnisse aus Internet und Partnerbörsen vermarktet. Brenzlig wird's nur, wenn
man sich dabei gegenseitig in die Quere kommt und außerdem noch unter Zeitdruck
steht, weil man der Wohngemeinschaft mit Sarah und Leo entfliehen möchte, die
ein lautstarkes, nervtötendes "Permanent-Date" im Schlafzimmer
haben... das kann dann schon 'mal in einem Chaos enden, in dem man normalerweise
keine Prinzen trifft.
Julia Bährs Debüt ist ein frischer, amüsanter Roman, der sich aus vielen
alltäglichen Begebenheiten ein paar Zutaten herauszieht und damit eine
unterhaltsame, humorvolle Lektüre mixt, die den Leser zum Schmunzeln bringt.
Ein unkompliziertes Stück Leben wird in einem Bild skizziert, dem man auf Grund
seiner lustvollen Vergnüglichkeit auch die etwas simpel gestrickte story
verzeiht. Die Voraussehbarkeit der Entwicklung ist zwar vorhanden aber nicht
sonderlich störend, weil man den sympathischen Hauptprotagonisten einfach Gutes
wünscht und ihre Unternehmungen gern von Erfolg gekrönt sieht. Julia Bährs
Sprache und Stil sind flott und flüssig, das Buch liest sich angenehm und
entspannend. Es schafft gute Laune wie ein Gläschen Prosecco an einem lauen
Sommertag und ist hervorragend als Urlaubslektüre zu empfehlen.
Fazit
"Sei mein Frosch" tut's nicht allein - "ein bisschen" Prinz
muss er schon sein, und nicht jeder Frosch ist ein Treffer! Vergnügliche
Lektüre mit Humor und Esprit.
Vorgeschlagen von brillenbaby
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veröffentlicht am 02. Mai 2015 2015-05-02 17:12:16