Wenige Tage vor Weihnachten 2014 kam das Buch "Friedrichshain kocht"
heraus. Das war möglich, weil die Initiatoren und Autoren nach einem
erfolgreichen Crowdfunding bei Startnext über 13.000 Euro für die Druckkosten
gesammelt hatten. Vorbild dafür war das 2011 herausgegebene Buch
"Kreuzberg kocht", ein Riesenerfolg. Die Projektleiterin Cornelia
Temesvári konnte mit vollem Recht feststellen: "Wir haben jetzt ein
fertiges Produkt: das Team (15 Frauen), die sensible, hochbegabte Fotografin
Patricia Schichl, die Grafikerin Susanne Appelhanz, die uns ein traumhaftes
Layout zauberte - alle haben enorm viel Liebe, Herzblut, Kraft und Zeit in
dieses Buch gesteckt, das wunderschön geworden ist." Unterstützung gab
das Gemeinschaftsprojekt "Suppe&Mucke e. V." aus Friedrichshain mit
dem Ziel, den Vernetzungsgrad im Kiez zu erhöhen. Für das Buch aktivierte es
sein Netzwerk und gab jede Menge Friedrichshainer Insider-Wissen weiter.
Hinter dem Buch steht maßgeblich der Verein "Berliner Büchertisch e.
V.", der seit 2005 im Bereich der Leseförderung aktiv ist und in
Friedrichshain-Kreuzberg drei soziale Buchläden unterhält. Gespendete Bücher
werden an 100 Schulbibliotheken und etwa 50 weitere Einrichtungen gegeben oder
an Buchverschenkorten in Berlin und Brandenburg ausgelegt. Ein anderer Teil der
gespendeten Bücher, so Cornelia Temesvári, wird in drei Antiquariaten im
Bezirk verkauft. Dabei entstehen Arbeits- und Ausbildungsplätze für eine
heterogene Gruppe von Menschen, vom Akademiker bis zum ehemaligen Obdachlosen.
Bisher existierte kein Buch über Friedrichshain, das in ähnlicher Weise
gesellschaftlich Engagierte vorstellt. Es ist ein einzigartiges Mosaik von
Partizipationsmöglichkeiten in einem bewegten und sich dynamisch entwickelnden
Stadtteil. 55 engagierte, enthusiastische, hilfsbereite und nicht selten
kämpferische Bürgerinnen und Bürger, Friedrichshainer Akteure werden mit
ihrem Einsatz für ein gemeinschaftliches, solidarisches und tolerantes
Miteinander porträtiert. Vorgestellt werden YAAM, Radialsystem V, Supamolly,
Sozialhelden, Mörchenpark, Frieda Frauenzentrum, Café Sibylle und viele mehr.
Neben bekannten Initiativen stehen Menschen und ihre Vereine, denen bisher wenig
Anerkennung zu Teil wurde. Ebenso finden engagierte Selbstständige, Unternehmen
sowie Privatpersonen Eingang in das Buch.
Den Autoren ging es um den Blick hinter die Kulissen, um das Rezept hinter dem
Koch-Rezept. Sie waren ein Jahr lang im Stadtteil unterwegs und hatten sich mit
vielen verschiedenen Akteuren & Engagierten getroffen und gekocht. Gekocht, weil
Kochen verbindet und eine Gesprächssituation schuf, die andere Fragen und
Antworten zuließ. Und weil in diesen Situationen noch ganz andere Fotos
entstehen konnten. Die junge und neugierige Berliner Fotografin Patricia Schichl
schwärmt noch heute von dem Projekt: "Es war toll so viele neue Menschen
kennenzulernen und ihr Engagement mit der Kamera festzuhalten." Mit großem
Gewinn sind die Anfänge der Initiativen, ihre Geschichte sowie das Überwinden
von Schwierigkeiten nachzulesen. Jedes Porträt besteht aus Interview, Fotos und
dem Lieblingsrezept, die Anschrift wird mitgeliefert. Das Buch ist somit zu
einem einzigartigen kulinarischen und alternativen Kiez-Führer geworden. Und es
macht Mut, im Kiez selbst aktiv zu werden und sich gesellschaftlich
einzubringen. Entdecker, Visionäre, Idealistinnen und Idealisten, die nach
Inspiration und Spuren von Lokalgeschichte suchen, können Bekanntes wie Neues
und Anregendes finden. "Friedrichshain kocht" richtet sich an Alt- und
Neu-Friedrichshainer sowie Touristen, die die Seele des lebendigen Berliner
Stadtteils näher kennenlernen wollen.
Fazit
An Zeitgeschichte Interessierte erhalten mit diesem bibliophilen Kleinod die
einzigartige Momentaufnahme eines sich ständig verändernden Stadtteils und
seines bürgerschaftlichen Engagements, die so noch nicht erzählt wurde.
"'Friedrichshain kocht' kartographiert die soziokulturelle Landschaft
Friedrichshain im Umbruch und Wandel", lautet der erste Satz im Vorwort.
Nicht zuletzt ist das Buch ein Kochbuch mit einem Einblick in die kulinarische
Vielfalt Friedrichshains für alle, die gern kochen oder sich an wunderbaren
Fotos davon erfreuen. Es bietet Gelegenheit zum Nachdenken, Nachkochen und
Nachleben. Das Buch "Friedrichshain kocht - Portraits - Interviews -
Rezepte" ist sehr komfortabel ausgestattet: 370 Seiten, Hardcover,
Fadenheftung & Lesebändchen, wunderbare Farbfotos, 55 Porträts mit mehr als 60
Rezepten, alle auch in veganer Variante.
Vorgeschlagen von Schwebke
[Profil]
veröffentlicht am 11. Mai 2015 2015-05-11 21:57:16