Seltsam romantisch strahlen die Gedichte Günter Harzigs. Dass es wunderbar und
naturverbunden zugeht, verrät schon der Blick ins Inhaltsverzeichnis:
"Blumensprache", "Morgenstimmung" und
"Naturmelodie" lauten die ersten Titel. Sie halten, was sie
versprechen, und so grast Harzig fleißig die gesamte Motivlandschaft der
literarischen Romantik ab. Leider verwickelt er sich stellen- bzw.
Strophenweise, manches wird in zu große Worte geschnürt, "Wer spannt die
Zeit? / dass sie so läuft? / Und dennoch selten sie begreift? / Es ist die
Unruhe der Zeit, / von der der Mensch sich nicht befreit!" - -
überzüchtete Sprache und trivialer Inhalt in Allianz. Der Idealismus einiger
Zeilen grenzt an ideengedichtliches Elfenbein, "Die Vernunft soll dich
geleiten / mit ganz sicherer Hand, / hurtig vorwärts führn beim Schreiten, /
bewahre den Verstand!". Ein Gedicht wie "Ein Tropfen Freude!" ist
weder Tropfen noch Freude. Worauf der "Der Falter!" abhebt, darüber
rätsele ich noch immer. Warum wird "Einkehr!" mit
einem-wer-weiß-was-das-heißt "Wiederkehrn in sich selbst, / ohne
Fluktuation, / mach einfach nur Station." eingeleitet? Aber Harzig hat auch
Gedichte verfasst, die schlicht, beschwingt, herzhaft sind, zum Beispiel
"Sonne über dem See", "Vom Sturm geschüttelt!". Geglückt
sind Harzig auch seine Aphorismen, sind ein "Man sollte sparsam mit
umgehen, mit den Gedanken, die sich verflüchtigt haben, sie waren oft nicht der
Rede wert." oder "Legt Euch nah, was Euch voneinander entfernt"
keine echten Schmunzler?
Fazit
"Mit Schwung durchs Leben", Gedichte mit romantischem Anklang, der
sehr, sehr schnell verhallt.
Vorgeschlagen von Paul Niemeyer
[Profil]
veröffentlicht am 30. Januar 2004 2004-01-30 20:17:56