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Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes

Der Untergang des Abendlandes

von Oswald Spengler
Verlag: Patmos [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Philosophie
ISBN-13 978-3-491-96190-6

Preis: 13,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Edgar Julius Jung (1894-1934), Rechtsanwalt und Verfasser der am 17. Juni 1934 von Franz von Papen gehaltenen Marburger Rede vor Studenten, welche für Jung zum tödlichen Verhängnis werden sollte, schrieb noch kurz vor seiner Ermordung in der Nacht zum 1. Juli 1934 durch die SS folgende Sätze über die Ausgabe der Politischen Schriften Oswald Spenglers im selben Jahre: "Persönlich Stolzeres und menschlich doch Weheres, aber auch sachlich Gerechteres und geschichtlich Gültigeres dürfte in den letzten 15 Jahren kaum von einem zweiten Zeitgenossen deutscher Zunge geschrieben worden sein. Diese Sammlung von Schriften, von denen keine veraltet ist, schon weil alle darauf warten, erst noch verstanden zu werden, mutet an wie der Atemzug einer mächtigen Rede, in der Spengler seinem Volk und seiner Zeit kühn die Wahrheit zu sagen auf sich nimmt, im Namen des ewigen deutschen Geistes, für den zu sprechen er Recht und Beruf hat." Höchste Zeit, zum aktuellen denkerischen Kern Spenglers, des deutschen Geistes, seinem wieder neu aufgelegten Buch "Der Untergang des Abendlandes" und seinem metapolitischen Konzept Stellung zu beziehen.
Es ist dies das Buch, welches Furore machen sollte und so machen Philosophen und Politologen der Gegenwart - nicht nur Samuel P. Huntington mit seiner These vom "Kampf der Kulturen" - weiterhin beeindruckt, gerade weil es damals wie heute für viele unabhängige Denker eine intuitiv gefühlte Aktualität in sich birgt. Es ist deshalb umso begrüßenswerter, daß im Patmos-Verlag mit diesem Buch, "Der Untergang des Abendlandes" (2007), inzwischen die zweite Schrift Oswald Spenglers (1880-1936) neben "Der Mensch und die Technik" (2006 - Karolinger Verlag) ganz neu aufgelegt wird, was natürlich für eine Wende in der intellektuellen Auseinandersetzung mit Spengler in der deutschen Nachkriegszeit steht, die zum ersten Mal den Namen "wirkliche Auseinandersetzung" auch verdient.
Das nunmehr neu vorliegende Buch "Der Untergang des Abendlandes" ist mehr als nur eine Kulturphilosophie, es ist in hohem Maße Träger einer politischen Botschaft, im Kern ein geschichtsspekulatives System, welches deutsche Denker nach Hegel wohl kaum wieder derartig in Angriff nahmen. Spengler war ein unpolitischer Intellektueller, der sich abseits der Politik hielt und sein Heil in höheren Sphären suchte - eine typische Haltung für das Bildungsbürgertum seiner Zeit. Seine politische Ideologie, sein Buch und seine Aktivitäten sind ohne seine Lebens- und Kulturphilosophie nicht zu verstehen. Genau diese findet sich in diesem 1249 Seiten umfassenden Buch ausführlich dargelegt.
Metaphysik, Kulturphilosophie und Politik sind in dem Buch Spenglers eng verbunden. Es ist ein äußerst subjektives Werk, verfaßt von einem übersensiblen, introvertierten und depressiven Menschen, dessen Innerlichkeit vor der Außenwelt verschlossen war. In intellektueller und sozialer Hinsicht kann man Spengler vor 1918, vor Erscheinen dieses Buches, als einen "declassé" betrachten, bis er schließlich nach Erscheinen seines Werkes in ein verzweigtes Netzwerk industrieller, politischer und paramilitärischer Kreise aufgenommen wurde, das sich in drei Machtzentren des Deutschen Reiches konzentrierte: Berlin, Ruhrgebiet, München. In ihm weitete Spengler seine "konservativ-revolutionäre" Geisteshaltung aus und praktizierte gleichsam aktive Metapolitik.
Unter Metapolitik versteht sich der gezielte Einbezug des Transzendenten in die politische Auseinandersetzung. So gilt die Einkehr ins eigene Innere als Notwendigkeit für ein Wirken in der Welt. Wissen und gar Weisheit ist nicht von denen zu erwarten, die nicht auch ernsthaft an sich selbst gearbeitet, eigene individuelle Motivationen und Leidenschaften erkannt und in ihren Konsequenzen reflektiert und optimiert haben. Dieser Bezug zur Innerlichkeit ist typisch für die Bewegung der "Konservativen Revolution", zu der erstmalig der Publizist Armin Mohler (1920-2003) den Kulturphilosophen Spengler zuordnete. (Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918 - 1932. Ein Handbuch, 1950, in 6. Auflage überarbeitet von Karlheinz Weißmann)
Nach Überzeugung dieser geistigen Strömung in Deutschland sollte die Innerlichkeit politische Umsetzung durch Geisteswandel in der Masse erbringen. Es gilt damit im Sinne von Alain de Benoists Analyse der Kulturrevolution Gramscis: "Innerhalb der menschlichen Gesellschaft (...) ist nichts neutral. (...) Die Kultur formt (...) den Geist nach der herrschenden Ideologie. Es gilt, daß man auf die Struktur der politischen (...) Macht Einfluss ausüben kann, indem man auf den Überbau der Kultur und der Ideen einwirkt." (Alain de Benoist: Kulturrevolution von rechts, 1985, S. 42/43) Daraus ergibt sich, daß ein Einwirken nicht im politischen Bereich, sondern vielmehr im vorpolitischen Bereich gemeint ist, und zwar unter Bezugnahme auf Suggestibilität und Beeinflussung der Massen im Zuge einer verstärkten Selbstwahrnehmung und Selbstreflexivität unter den Initiatoren dieses Ansatzes - u.a. Spengler selbst.
Festzuhalten ist also, daß Metapolitik von der Artikulation neuer politischer Methoden und Inhalte handelt und reflektiert, was hinter der Politik steht. Sie analysiert unter schrittweiser Veränderung des sozialen Raumes, was der Politik vorausgeht. Das Rekurrieren auf existentielle Erfahrungen, wie die Furcht vor einem neuerlichen Zusammenbruch einer haltgebenden Ordnung, kann zur Erfahrung von Sinn führen, kann die Konzentration und das Krisenbewußtsein schärften und über politische Artikulation ihre zielbewußt sich realisierende Verlängerung finden. So auch bei Oswald Spengler, der im vorliegenden Buch vor kulturphilosophischem Hintergrund vom "Urgefühl der Sehnsucht" (107), von "Weltangst" (107) und der "Gewissheit eines Schicksals" (153) spricht. Doch wie erklärt sich die Motivation, das vorliegende Buch verfaßt zu haben und noch vielmehr: Was fasziniert bis heute an diesem Buch? Wieso wird es erneut aufgelegt? Befinden wir uns in einer ähnlichen Zeitenwende wie Spengler selbst?
Oswald Spengler war besonders sensibel für soziale und kulturelle Entwicklungen in Deutschland. Sein Kulturpessimismus umschließt die Dekadenz und das Spätzeitbewußtsein, die gespannte Beziehung zwischen Geist, Macht und Modernitätskrise. Es ist bezeichnend für sein metapolitisches Konzept, daß seine Lebensphilosophie völlig außerhalb der renommierten - oder sich als dergleichen betrachtenden - "professionellen" Wissenschaft entstand - sich dafür aber umso autonomer entwickelte.
Seine persönlichen Enttäuschungen und Ressentiments kehrten sich gegen die Kultur und deren offizielle Repräsentanten. Die Flucht ins Selbst resultiert daraus. Man kann auch von einem Innerlichkeitskult sprechen oder von einem inneren Egotismus, wie ihn der französische Philosoph Stendhal prägte. Spenglers eigene Tragödie als Mensch, der sich verstehen will, trug alle Farben seiner Zeit: "...den Kult des einsamen, des Fremdlings (...), die Begierde zu leiden, den Narzismus der Schwarzen Romantik. (...) Er versteht: es gibt keine Erkenntnis, kein Glück (...), es gibt nur Werden und Wollen." (Anton Mirko Koktanek: Oswald Spengler in seiner Zeit, 1968, S. XXIV/XXV) So faßte Anton Koktanek die psychologische Disposition Spenglers in Bezug zum Hauptwerk trefflich zusammen. Die feindliche Außenwelt, die etablierte Politik, wird für den empfundenen Verfall - womöglich zurecht - verantwortlich gemacht.
Die manichäische Feindschaft gegen den liberalen Westen, die sich in Spenglers nachfolgender Schrift "Preußentum und Sozialismus" aus dem Jahre 1924 kundtut und dem preußischen Ordensgeistes als ordnungsstiftendes transpersonales Gemeinschaftsprinzip das Prinzip des Individualismus und Materialismus liberaler Provenienz entgegenstellt, ist verbunden mit einer chiliastischen Aufladung der deutschen Geschichte als erstrebtes Chiffre für die Vision einer organischen und haltgebenden Institution von Staat. Dieses metapolitische Programm der "Konservativen Revolution" versuchte sich über ein dionysisches, melancholisches und kulturbetonendes, ästhetisierendes Wesen in die Tat umzusetzen. Wer diesen Ansatz aus erster Hand zu verstehen gedenkt und nicht die Ebene eines Pseudowissens betritt, die Resultat hypermoralischer Vorgaben dessen ist, was heute über Spengler zu denken ist oder gedacht sein soll, um guter "Demokrat" zu sein, der möge speziell das Kapitel über Staat, Politik und Wirtschaft im vorliegenden Buch direkt studieren - Spengler selbst reden lassen. (961ff.)
Auch Spengler entzog sich also im "Untergang" nicht den direkt politischen Inhalten. Er kompensierte seine innere Zerrissenheit und sein Unvermögen tatsächlicher Teilhabe am Leben durch seine Mystik, durch sein allumfassendes Lebensprinzip, schlichtweg durch seine Lebensphilosophie als säkulare Ersatzreligion. Er bezweckte damit die Verschiebung deutscher Mentalitäten nach seinen intuitiven Ambitionen, um der Gefährdung der tradierten Kultur durch "Massenhaftigkeit und (...) Begehrlichkeit der Massen" im Zuge aufkommender Mechnisierung und Ökonomie sowie aufkommender Systematisierung und Abstraktion im Denken entgegenzuwirken. (Joachim Knoll/Julius Schoeps (Hrsg.): Von kommenden Zeiten, 1984, S. 131) Wissenschaft konnte Gesetze erweisen, aber nicht die ersehnte innere Gewißheit erzeugen. Der "Untergang" Spenglers ist ein Werk, welches sich in diesen Zusammenhang einordnet und nur auf dieser Ebene inhaltlich verstanden werden kann. Man möge also Abstand nehmen von einer solchen Beurteilung der vorliegenden Schrift, deren Maßstab nicht dem zu beurteilenden Objekt immanent ist. Spenglers politische Haltung wußte, daß das Denkvermögen des Menschen dennoch nicht reicht, um die Wirklichkeit vollständig zu ergründen, und so richtet sich sein Lebensbegriff gegen die Form wissenschaftlicher Erkenntnis, die die eigentlich innewohnende Irrationalität des Seienden negiere. Spengler betrachtet das Denken im Sinne Fichtes vorrangig als einen immer wieder nur auf das Individuum zurückgehenden Prozeß. "Das Denken herrscht, trotz allem, nur im ‚Reich der Gedanken’". (568)
Es ist festzuhalten, daß Spenglers absoluter historischer Relativismus wiederum auf seine Befindlichkeit als Individuum zurückzuführen ist und durch individuelle Handlungsmuster seines Geistes bestimmt werden kann, weil dieser selbst von Polaritäten geprägt war: Ich und Welt, Mikrokosmos und Makrokosmos, das Eigene und das Fremde, Geburt und Weltangst. So betrachtet er das Leben wesentlich aus der Perspektive des Geworfenseins, dessen Ausdruck bei ihm das Buch "Der Untergang des Abendlandes" ist: "Ein Denker ist ein Mensch, dem es bestimmt war, durch das eigene Schauen und Verstehen die Zeit symbolisch darzustellen. Er hat keine Wahl. Er denkt, wie er denken muß, und wahr ist für ihn, was als Bild seiner Welt mit ihm geboren wurde." (Vorwort, VII) Auch hier klingen Analogien zur klassischen Philosophie des Deutschen Idealismus an, die Spengler womöglich in schopenhauerischer Manier getadelt hätte, welche aber mit Fichtes Wissenschaftslehre schon früher wußte, daß die Philosophie eines Denkers lediglich und einzig davon abhänge, was für ein Mensch er sei. Also wieder das principium individuationis.
Über die Marginalisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse konzentrierte Spengler sich auf metaphysische Probleme und führte den Deutschen die tatsächliche Situation vor Augen. Das ist als Auswirkung seiner spezifischen Individualität auf die politische Ebene zu verstehen, durch die er seine Passivität beenden wollte. Seine konservative Weltanschauung trug latent die Konturen einer politischen Ideologie, die weniger durch eine empirisch-induktive sondern vielmehr durch den poetisch-intuitiven Zugriff gegen die verhaßte Entseelung seiner Zeit ankämpfte. So versteht sich auch der strenge Determinismus seines Hauptwerkes "Der Untergang des Abendlandes": Die Konzentration auf metaphysische, mythische Phänomene, die Wahrnehmung des künftig Notwendigen und der Drang, all jenes politisch mitzuteilen, führten zu einer spezifischen politischen Motivation und zu einer einmaligen Ausdrucksweise, wie wir sie nur im vorliegenden Buch finden.
Die "konservativen Revolutionäre", darunter Spengler, können als die geistige Vorhut auf der Suche nach neuen Sicherheiten verstanden werden. Spengler entwickelte darunter eine antiintellektuelle und vitalistische Lebensphilosophie. Er wurde konfrontiert mit der Entstehung eines neuen Mittelstandes, der sich zusehends über Massenpolitik und Interessenverbände zu artikulieren wußte. Dadurch entstand der Druck auf die konservative Elite, die - zu recht - einstige Kulturideale wie Harmonie zwischen Innerlichkeit und Welt, Formkraft und Beseelung sowie Metaphysik verloren gehen sah oder, um mit Spengler zu reden, diese zur "Zivilisation" (43ff.) erstarren sah. Daraus resultiert kompensatorisch der überspannte Subjektivismus der Intuition, der sich trefflich in der holistischen antiwissenschaftlichen Methode niederließ. Die Wirklichkeit sei demnach nicht rational erkennbar. Sie sei nur intuitiv erfühlbar, und mit der intuitiven Methode wandte sich Spengler gegen jedes wissenschaftliche Objektivitätskriterium, was bei ihm in eine Real-Utopie der konservativ-revolutionären Strömung mündete, um schließlich über den metapolitischen Weg zur Geltung zu kommen. Das Buch "Der Untergang des Abendlandes" ist der zu Sprache geronnene Ausdruck dieses denkerischen Weges, welcher zudem heute aus aktuellem Anlaß umso lesenswerter ist.
Kriege und Massenpsychosen entstehen gegenwärtig zuhauf. Eine Selbstreflexion ist nicht möglich, ohne daß der Mensch sich als Teil seiner Umgebung betrachtet. Daher ist der Absurdität der Wissenschaft des 19. Jahrhunderts auch heute noch zu widersprechen, wenn diese annimmt, es gäbe eine objektive Welt, die ohne das Rekurrieren auf den gesunden Standpunkt des Menschen selbst erfaßt werden könne. Die Denker der "Konservativen Revolution" hatten ein solches Bewußtsein, welches in Anlehnung an Kants transzendentale Wende und Fichtes Subjektphilosophie als jenes Bewußtsein gekennzeichnet werden kann, das mehr denn je das "Spezifisch Deutsche" im Denken war und ist. Eine progressive Atomisierung des Lebens wurde befürchtet und dazu das unweigerliche Resultat in jedem Einzelnen: Angst, Neurose, allgemeine Primitivierung und Realitätsverlust der Massengesellschaft. Dabei ging es den "Konservativen Revolutionären", wie aus heutiger Sicht leichtfertig behauptet, nicht um eine konservative Verlängerung der linken Gesellschaftskritik, sondern vielmehr um die individuelle Kompensation gesellschaftlicher und sozialer Umbrüche in Deutschland, in denen wir uns auch gegenwärtig wieder befinden. Alte Überzeugungen brechen weg, der Nachkriegsdogmatismus von "Demokratie und Wohlstand" schwindet, indoktrinierte Konventionen von "Alleinschuld" und "Singularität" werden konstruktiv relativiert, schlichtweg: die Demokratie, das Politische und das spezifisch Deutsche wird - ähnlich wie zur Zeit der Entstehung des spenglerischen Hauptwerkes - wieder neu gedacht, und man steht damit lediglich in einer Tradition von höherem intellektuellem Reflexionsniveau. "In Deutschland leisteten sich die Gebildeten fern der Politischen Praxis die Radikalität des reinen Gedankens. Das macht die deutsche Besonderheit aus." (Schüßlburner/Knütter (Hrsg.): Was der Verfassungsschutz verschweigt. Bausteine für einen alternativen Verfassungsschutzbericht, 2007, S. 330)
So liegt das Wahre im Inneren des Menschen und die differenzierten menschlichen Motivationen bleiben stets dieselben. Georg Quabbe, einst auch "Konservativer Revolutionär" erkannte dazu entgegen der Primitivität einseitig agierender amtlicher Diskriminierung in der Bundesrepublik beispielsweise durch Verfassungsschutzämter bereits früh, daß diese höhere traditionelle Reflexionskultur in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert immer wieder zu sagen gewillt war: So sind wir! Und deshalb handeln wir danach - zwar überzeugt, aber in dem Wissen, daß wir nur den Komplementärgedanken zur anderen Seite vertreten. (Vgl. Georg Quabbe: Tar a Ri. Variationen über ein konservatives Thema, 2007,S. 176-177).
So manches sakrosanktes Postulat gegenwärtiger Politik ist vor diesem Hintergrund guten Gewissens in Frage zu stellen. Der letzte Wert dessen, was konservativ ist, liegt darüber hinaus auch nur sekundär im Politischen. Er ist in der metaphysischen, subjektiven Innerlichkeit eines jeden Menschen zu suchen, der unweigerlich und spürbar allein motiviert wird und auf seine Weise handelt, sich in die Welt eingliedert und demgemäß trotz des Wissens vom konsequenten emotionellen Alleinsein gegenüber der Außenwelt auch seine Umwelt aktiv nach eigenen Bedürfnissen anzugleichen, zu formen versucht. Spengler hat seinen dafür Weg gefunden. Was die wirklichen optimistischen Pessimisten in ihrer Melange aus Kontemplation und aktivistischem Pathos von seinem Formate auch heute auszeichnet, ist, daß sie nicht auf der Ebene der oberflächlichen konsensualen Unverbindlichkeit verharren, sondern ihren Geist und ihre Hände unter emotionaler Wahrnehmung des existenziellen Fundamentalcharakters des Lebens zutiefst strapazieren, gar beschmutzen, um eine demgemäße politische Ordnung zu verstetigen. Es bleibt zu hoffen, daß innovative Menschengruppen nach vollendeter Lektüre des vorliegenden Werkes von Oswald Spengler zu dieser Kategorie Mensch aufsteigen.
Fazit
Es ist dies das Buch, welches Furore machen sollte und so machen Philosophen und Politologen der Gegenwart - nicht nur Samuel P. Huntington mit seiner These vom "Kampf der Kulturen" - weiterhin beeindruckt, gerade weil es damals wie heute für viele unabhängige Denker eine intuitiv gefühlte Aktualität in sich birgt. Es ist deshalb umso begrüßenswerter, daß im Patmos-Verlag mit diesem Buch inzwischen die zweite Schrift Oswald Spenglers (1880-1936) ganz neu aufgelegt wird, was natürlich für eine Wende in der intellektuellen Auseinandersetzung mit Spengler in der deutschen Nachkriegszeit steht, die zum ersten Mal den Namen "wirkliche Auseinandersetzung" auch verdient.
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Vorgeschlagen von Daniel Bigalke [Profil]
veröffentlicht am 12. Mai 2007

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