Nach dem Verschwinden ihres Bruders Elroy kommt die junge Journalistin Vera
Lorrimer in die schottischen Grampin-Mountains, um nach ihrem Bruder zu suchen.
Allerdings sind die eigenbrötlerischen Dorfbewohner, allen voran Bürgermeister
James Dennison alles andere als begeistert, als Vera anfängt unbequeme Fragen
zu stellen. Zumal in den vergangenen Monaten immer wieder Menschen in dem
Waldstück verschwunden sind. Vera beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und
trifft auf einen jungen Mann, Edward Mackintosh, der als Findling eines Druiden
namens Achaz im Wald lebt. Genau dieser Achaz ist es, der das Dorf in Angst und
Schrecken versetzt. Sehr schnell muss Vera auch erkennen warum.
In den 70er Jahren gehörte der Gespenster-Krimi neben John Sinclair und Jerry
Cotton zu den Kultserien der Romanheftszene. Anfang 2000 sollte die Serie dann
im Fahrwasser der erfolgreichen John-Sinclair-Hörspiele seine Renaissance
erleben - doch nach wenigen Folgen kam wieder das Aus.
Jetzt versucht sich das Label Contendo Media an der Serie. Und die Zeichen
stehen gut, dass es diesmal ein Auftakt ist, der ein längeres Serienleben
garantiert. Als Autor wurde Markus Topf verpflichtet, der schon mit der
Thrillerserie "Mord in Serie" unter Beweis gestellt hat, dass er ein
Händchen für packende Geschichten hat. Hier adaptiert er den alten
Gespenster-Krimi-Klassiker "Mörderbäume" von Earl Warren aus dem
Jahr 1976. Heraus kommt eine Mischung aus Horror und Fantasy, die auch im Jahr
2015 noch hervorragend funktioniert und an keiner Stelle angestaubt oder
verbraucht klingt. Vielmehr liefert Markus Topf ein ausgewogenes und
durchdachtes Script ab, dass nur an einer Stelle enttäuscht: auf die
Selbstgespräche von Vera hätte er zu Gunsten des Erzählers verzichten sollen,
da so zum Beispiel die Szene in der Schlossruine wesentlich authentischer und
atmosphärischer geworden wäre. Davon abgesehen liefert Markus Topf ein
stimmiges und spannendes Script ab, das zwar keine großen Überraschungen
birgt, aber sehr unterhaltsam ist.
Getragen wird die Inszenierung durch den Sound von Marcel Schweder, der
jederzeit dafür sorgt, den jeweiligen Schauplatz in den Ohren des Hörers
lebendig werden zu lassen.
Bei den Stimmen hat man ebenfalls ordentlich geklotzt: satte 22 Sprecher sorgen
dafür, dass die Mörderbäume sehr authentisch zum Leben erwachen. Allen voran
Christine Pappert. Die hörspielerfahrene Synchronstimme von Carrie aus
"King Of Queens" lebt in der Rolle der energiegeladenen Journalistin
Vera Lorrimer förmlich auf. Gleiches gilt für Uve Teschner, der als etwas
weltfremder Naturbursche Edward Mackintosh zu hören ist. Und natürlich Jürgen
Thormann. Die deutsche Stimme von Michael Caine, der derzeit auch als Butler
Alfred in den Batman-Hörspielen zu erleben ist, spricht den Bösewicht Achaz
mit der Intensität, die man von ihm kennt. In weiteren Rollen sind u.a. Volker
Brandt, Tobias Kluckert, Helmut Krauss oder Christian Rudolf dabei, der hier
allerdings bei weitem nicht die Genialität seiner Joker-Darstellung aus den
Batman-Hörspielen erreicht.
Fazit
Mit einer satten Spielzeit von fast 90 Minuten ist "Mörderbäume" ein
mehr als gelungener Auftakt der Gespenster-Krimi. Horrorfans kommen bei diesem
stimmungsvollen und atmosphärischen Hörspiel voll auf ihre Kosten. Natürlich
muss man sich in diesem Genre am Branchenprimus John Sinclair messen lassen.
Aber diesen Vergleich besteht diese Folge mühelos. Plot, Stimmung und Sprecher
sind absolut überzeugend, so dass man weiteren Folgen nur gespannt
entgegensehen kann.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 29. Januar 2015 2015-01-29 17:43:24