In Nikolaj Gogols "Die Nase" findet der Barbier Ivan Jakovlevic in
seinem Frühstücksbrot die Nase eines seiner Kunden, des Kollegienassessor
Kovalev ("Ein außerordentlich merkwürdiger Vorfall"), "es war
eine Nase, eine richtige Nase! und noch dazu, wie ihm schien, eine bekannte
Nase". Um allen Konflikten zu entgehen, wirft er die Nase in die Neva.
Kovalev hat sich inzwischen auf die panische Suche nach seiner Nase begeben, die
sich unerklärlicherweise zu einem Staatsrat gemausert hat. Beide begegnen sich,
und das gilt als eine der Höhepunkte dieser seltsamen Geschichte, in der
Kazaner Kathedrale, die sprechende Nase in Uniform, Kovalev sprachlos,
"'Sie sind doch meine eigene Nase!' Die Nase musterte den Major und
runzelte die Brauen. 'Sie irren, sehr geehrter Herr. Ich bin mir selbst genug.
Außerdem kann es zwischen uns keinerlei engere Beziehungen geben. Nach den
Knöpfen Ihrer Vizeuniform zu urteilen, müssen Sie in einem anderen Departement
dienen.'" Der eigentliche Höhepunkt der Erzählung ist sicher der Moment,
in dem Kowaljow im Spiegel den Verlust seiner Nase bemerkt, "die Nase
fehlte!".
Fazit
Diese dreizehnte Eindeutschung des Goglschen Werkes bietet neben munteren
Illustrationen (Aquarell und Radierungen von Horst Hussel) einen umfangreichen
Kommentar über Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der "Nase",
außerdem bislang nicht übersetzte Entwürfe und das Vorwort der
Erstveröffentlichung. Die Aufmachung des Buches ist seine Stärke; der Text
kann nicht anders als ein wenig origineller, unsinniger Scherz verstanden
werden.
Vorgeschlagen von Paul Niemeyer
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veröffentlicht am 30. Januar 2004 2004-01-30 20:16:25