Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen? Wie viel Lebensmut und Optimismus muss
er in sich tragen, um so humorvoll über das Leid seines Lebens schreiben und
berichten zu können? Ohne Dramaturgie schildert der Autor autobiografisch aus
seinem Leben, angefangen von der Kindheit bis hin zur Gegenwart in dieser
überarbeiteten Auflage nach den Dreharbeiten zur Verfilmung des Buches. Über
dieses Buch zu sprechen führt automatisch hin zu einem Gespräch über diesen
Menschen Pozzo di Borgo. Einen Menschen, den all sein Lebensmut auch nach
schweren Tiefschlägen nicht verlassen hat, dessen Geschichte zwei Filmemacher
aufgegriffen haben, weil sie unbedingt verfilmt werden musste.
Der Autor ist hineingeboren und aufgewachsen in eine reiche Familie, der
Champagner-Familie Moët. Er verlebte die Kindheit eines reichen Schnösels mit
seinen Geschwistern. Doch beim Studium lernte er wie auch andere 68er die Lehren
von Marx und Engels kennen, die ihn an seinem schönen Leben zweifeln ließen.
Zu dieser Zeit lernte er Beatrice kennen, mit der er jede Minute seines Lebens
verbringen wollte. Er bekam hochdotierte Posten in den Konzernen seiner Familie,
zu welcher auch die Marke "Louis Vuitton" gehört. Er arbeitete sehr
viel und heiratete irgendwann Beatrice. Es schien alles perfekt. Doch Beatrice
bekam eine Fehlgeburt nach der anderen. Der Kinderwunsch beider wurde trotz des
Geldes nicht gestillt. Bis sie schließlich Kinder adoptierten. Dann wurde bei
Beatrice Krebs diagnostiziert. Auch hier halfen kein Geld der Welt und nicht die
besten Kliniken. Philippe war stets an ihrer Seite. Seinen Job stellte er
hintenan bzw. absolvierte er in weniger Zeit wesentlich intensiver. Als
Ausgleich diente ihm Gleitschirmfliegen. Doch dann passierte 1993 der Unfall.
Bis auf seinen Kopf und "etwas Leblosem zwischen seinen Lenden"
bewegte sich gar nichts mehr. Da trat Abdel in sein Leben. Abdel kannte bis zu
diesem Zeitpunkt nur das Leben auf der Straße und lebte von Drogenhandel,
Diebstahl und anderen Delikten. Pozzo di Borgo lernte nach Beatrice zum zweiten
Mal einen Menschen kennen, dem er sich auf Gedeih und Verderb auslieferte,
obwohl dieser aus einer ganz anderen Gesellschaftsschicht stammte.
Humorvoll und mit einer gehörigen Prise Sarkasmus und Ironie hat der Autor sein
Leben niedergeschrieben. Der Leser spürt jede Depression, die der Autor bei
einem Tiefschlag wie dem Tod seiner Frau, erleidet. Aber er will den Lesern
nichts vorheulen und über das verpasste Leben klagen. Er will ihnen zeigen,
dass es immer weiter geht, egal, was passiert. Dabei vergisst er sein Leid
nicht, wie sollte er auch, wo er seinen Rollstuhl doch mit dem Mund bedienen
muss. Das ist so geschickt in die humorvollen Szenen eingearbeitet, dass auch
der Leser bei lauter Lachen immer wieder in die Realität des Autors
zurückgeholt wird. Wenn das Buch auch nicht wie ein fiktiver Roman mit
Dramaturgie aufgebaut ist, so ist es doch so interessant geschrieben, dass man
unbedingt wissen möchte, wie das Leben dieses optimistischen Menschen
weitergeht.
Fazit
Darin liegt ein besonderes Moment der Spannung. Und wer den Film vor dem Buch
gesehen hat, darf sich auf ein ebenso schönes, aber anderes Ende freuen.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 02. Januar 2015 2015-01-02 20:18:09