Nachdem Unheilig lange als Nischenband der Gothic-Szene gesehen wurde, gelang
ihnen mit dem Album "Große Freiheit" und der Single "Geboren um
zu leben" der Sprung an die Spitze der Charts. Fortan änderte sich das
Leben des Bandleaders, der sich der Graf nennt. Es folgten ausverkaufte
Tourneen, zahlreiche TV-Auftritte und viel Kritik an seiner Person, da ihn Fans
der ersten Stunde Verrat und Konsum vorwarfen.
Im Fahrwasser des Albums "Lichter der Stadt" erschien die
Autobiografie des Grafen, die mit "Als Musik meine Sprache wurde"
einen mehr als passenden Titel trägt. Ich selbst verfolge das musikalische
Schaffen des Grafen seit dem Album "Puppenspiel", bin also auch noch
vor dem großen Erfolg auf ihn aufmerksam geworden und wollte mich jetzt, wo er
seinen Abschied verkündet hat, doch etwas näher mit ihm beschäftigen.
In seiner Autobiografie erzählt der Graf von seiner Kindheit in einer
westdeutschen Kleinstadt. Der Leser erlebt mit, wie aus dem stotternden Jungen
einer der erfolgreichsten deutschen Musiker der letzten Jahre wurde. Abseits all
dessen, was über den Grafen und seine Musik in den letzten Jahren geschrieben
wurde, wirft seine Biografie einen äußerst interessanten Blick hinter die
Kulissen der Band und vor allem hinter die Schale des Mannes, der mit seinen
Texten versteht, die Menschen zu berühren, wie kaum ein anderer Musik in den
letzten Jahren. Das war aber nicht immer so. Wie viele Musiker zuvor, musste
auch der Graf eine lange Durststrecke überstehen, um den Erfolg zu haben, den
er heute hat. Mich hat fasziniert, mit welcher Besessenheit er von seiner Musik
war und wie sehr ihn der Wunsch angetrieben hat, genau das beruflich zu machen.
Allerdings habe ich auch einen Menschen kennengelernt, der, bedingt durch
Ereignisse in seiner Vergangenheit, von tiefen Zweifeln seiner eigene Person
gegenüber, geprägt ist und diese Zweifel nur schwer ablegen konnte. Sehr offen
erzählt der Graf über seine Probleme und lässt den Leser an seiner Geschichte
teilhaben. Natürlich ist dies vielleicht nicht die ganz große Kunst der
Literatur. Aber diesen Anspruch hat er schon mit seiner Musik nicht für sich
erhoben.
Fazit
Wer sich für das Schaffen von Unheilig interessiert, sei die Lektüre von
"Als Musik meine Sprache wurde" unbedingt empfohlen, zeichnet die
Autobiografie doch einen überaus interessanten Lebens- und Leidensweg nach.
Allerdings kann ich mir nach der Lektüre kaum vorstellen, dass der Abschied des
Grafen wirklich für immer ist - dazu liebt er die Musik eigentlich zu sehr.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 14. Dezember 2014 2014-12-14 15:13:17