Vor 60 Jahren wurden in Dresediel Lex die alten Götter gestürzt, nun ist sie
eine der wohlhabendsten und prosperierendsten Städte der Welt mit über 16
Millionen Einwohnern und schwebenden Hochhäusern aus Kristall. Caleb Altemoc
ist ein Krisenmanager bei RKC (Red King Consolidated), das die Stadt am Laufen
hält und vor allem mit Wasser versorgt.
Calebs Vater ist der letzte lebende Hohepriester der Stadt, der seit Jahrzehnten
ein gesuchter Terrorist ist und die alten Götterrituale wieder einführen will.
Diese waren mit Blutopfern verbunden und wurden von den einheimischen Quechal
seit 3000 Jahren ausgeübt. Doch als der King in Red erschien (ein untoter
Nekromagier), vernichtete dieser alle Götter der Stadt, tötete die Priester
und beendete die Blutopferungen. Caleb hat ein schwieriges Verhältnis zu seinem
Vater, dem er wenig Sympathie entgegenbringt, zumal er von der blutigen
Vergangenheit der Stadt angewidert ist.
Calebs eigenes Leben verläuft recht antriebslos, wobei er vor allem Zeit mit
seiner Jugendfreundin Teo und mit Kartenspielen verbringt. Doch Caleb ist
hervorragend in seinem Job. Als eines Tages Teile der Wasserversorgung sabotiert
werden, wird Caleb auf den Fall angesetzt. Er findet schnell eine Spur, die zu
einer jungen Frau namens Mal führt, die "Cliff Running" betreibt -
eine Art Parkourlauf, allerdings wesentlich riskanter. Caleb und Mal werden
gegenseitig voneinander angezogen, ohne den jeweils anderen jemals vollständig
zu durchschauen. Caleb ist davon überzeugt, dass Mal von jemanden benutzt wurde
und will sie beschützen, doch die Spur zu den Hintermännern bringt ihn bald
selbst in ernsthafte Gefahr...
Fazit
"Two Serpents Rise" ist der zweite Roman Gladstones innerhalb seiner
"Craft" Reihe, die alle eine eigenständige und abgeschlossene
Handlung bieten. Das Setting in der Stadt Dresediel Lex ist exotisch und
innovativ - teils postindustrielle Steampunk Welt, teils ein vom Aztekenreich
inspiriertes Fantasysetting. Während die meisten Götter vor Jahrzehnten
gestürzt wurden, trat an deren Stelle der Kapitalismus - so ist der "King
in Red" Leiter eines Konzerns, der die riesige Metropole verwaltet.
Meines Erachtens ist dieser Band der beste Roman der Reihe, was an den
Charakteren und der flott inszenierten Story liegt. Caleb ist ein fast
gebrochener Charakter, der seinen Platz nicht richtig zu finden scheint. Die
sich rasch anbahnende Beziehung mit Mal wird geschildert wie das Surfen auf
einer Riesenwelle: schnell, aufregend, aber auch verdammt gefährlich. Was wie
eine Crimestory beginnt, entwickelt sich schließlich zu einem politischen
Thriller, in dem am Ende zwei gewaltige Götter in Erscheinung treten.
Lesenswert im besten Sinne.
Vorgeschlagen von B. Kiemerer
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veröffentlicht am 24. November 2014 2014-11-24 18:50:09