Der 2010 veröffentlichte Roman Dackelblick war der erste Soloroman der Autorin,
Journalistin und promovierten Juristin Frauke Scheunemann. Die vierfache Mutter
ist die Schwester von Wiebke Lorenz. Beide zusammen veröffentlichen auch unter
dem Pseudonym Anne Hertz. Nach seinem Debüt und den Folgebänden Katzenjammer
und Welpenalarm tritt in Hochzeitsküsse das charmant-niedliche und männliche
Wesen mit dem Dackelblick bereits zum vierten (und vorläufig letzten) Mal und
die 1969 in Düsseldorf geborene Autorin wieder als Solistin in Aktion.
In den vorherigen Bänden der Reihe um den vierbeinigen Frauenversteher landete
der für die Jagdhundzucht ungeeignete Dackel Herkules zunächst im Tierheim,
woraus Caro ihn rettete. Doch Caros damaliger Freund hasste Hunde und war auch
sonst in den Augen des krummbeinigen Vierbeiners recht unsympathisch. Zusammen
mit dem Kater Herr Beck gelang es Herkules, Thomas zu vertreiben. Allerdings
weinte sich Caro die Augen nach ihm, weshalb ein neuer Mann her musste. Was
nicht ganz einfach war, denn die Geschmäcker von Herkules und Caro lagen nicht
gerade auf einer Wellenlänge. Dennoch schaffte es der einfallsreiche Dackel,
sein Frauchen mit dem Tierarzt zu verkuppeln. Doch bald schon tauchte die Ex von
Marc für Probleme und Herkules verliebte sich zusätzlich in eine Hündin. Die
war zwei Köpfe größer als er und übersah ihn geflissentlich trotz seiner
glühenden Verehrung. Und sobald Caro und Marc sich reproduzierten, war mit dem
kleinen Henry weiterer Ärger vorprogrammiert. Dackelherzen sind groß und Henry
passt da zwar durchaus rein. Doch als sich Herkules beispielsweise als Retter in
der Not bei einer vollen Windel übte, stieß er bei seinem Frauchen auf kein
allzu großes Verständnis.
Auch in Hochzeitsküsse macht sich Dackel Herkules, wie in den vorherigen
Bänden, seine eigenen, durchaus ernsten aber nicht immer allzu ernst zu
nehmenden Gedanken zu dem Geschehen um ihn herum. Dieses Mal wollen sein
Frauchen Caro und Marc heiraten. Als wären die beiden mit dem Baby, Caros
Wunsch wieder arbeiten zu gehen und dem Alltag im Allgemeinen nicht genug
gestresst, droht auch die von ihnen gewünschte Feier im intimen Kreis dem
pompösen Planungswillen von Caros Schwiegermutter zum Opfer zu fallen. Während
Herkules wieder einmal auf seine Art versucht, seinem Frauchen aus der Patsche
zu helfen, kämpft er nach wie vor mit den Schmetterlingen in seinem Bauch.
Allerdings kommt er der von ihm angebeteten Hündin Cherie nicht wirklich näher
und die oberschlauen Ratschläge des Katers Herr Beck helfen auch nicht weiter.
Abgesehen davon ist er mit seinem Liebeskummer nicht alleine. Doch Herkules
wäre nicht Herkules würde er nicht dafür sorgen, dass sich alles zum Guten
wendet.
Wie gehabt erfahren die LeserInnen alles aus Herkules Sicht und dürfen an
seinen Gedankengängen ebenso teilhaben wie an seinen analytischen Gesprächen
mit dem Kater Herr Beck. Beide sind erneut stellenweise sehr vermenschlicht und
gleichzeitig auf ihre tierische Art niedlich bis süß.
Wenn ich eine Buchreihe beginne, möchte ich sie auch fertiglesen. Und da macht
Scheunemanns charmant-pfiffiger und eigenwilliger Dackel keine Ausnahme.
Allerdings: So niedlich ich Herkules auch im vierten Buch finde, bin ich dennoch
froh, den vorläufig letzten Band in Händen zu halten.
Warum? Es ist gut möglich, dass ich in letzter Zeit zu viele Scheunemann-
und/oder Hertz-Romane gelesen (aber nicht besprochen) habe und momentan einfach
von deren Schreibstil übersättigt bin. So etwas passiert mir manchmal.
Tatsächlich ließ mich die einfach gehaltene, lockere und frische Sprache
ebenso wie die recht banale Handlung in raschem Erzähltempo auch dieses Mal
schnell durch die Seiten fliegen. Sie bot also wie gehabt und durchaus
entspannende Unterhaltung. Wortwitz und Schlagfertigkeit halfen mir dabei über
kleinere Längen hinweg. Doch obwohl etliche Passagen für hochgezogene
Mundwinkel oder Lacher sorgten, wirkten andere fast zu klamaukartig, um wirklich
witzig zu sein. Passierte etwas Neues? Nicht wirklich, auch wenn sich einige
Dinge geändert haben (die anstehende Hochzeit, während im Band davor
beispielsweise das Baby kam).
Fazit
Insgesamt erschien mir der vierte Band etwas abgeflacht. Dennoch ist der Roman
ein netter Lesequickie mit einem niedlichen Hauptcharakter. Der allein kann aber
nicht alles herausreißen, weshalb dieses Mal der Funke irgendwie nicht so
richtig auf mich übersprang.
Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)
Vorgeschlagen von Ati
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veröffentlicht am 14. Mai 2013 2013-05-14 15:22:31