Als seine Aufgabe beendet war, hatte er ihren gequälten, verstümmelten
Körpern das Leben gelassen, ihre fahl schimmernden, kahl rasierten Köpfe waren
nur ein Mittel, sie zu demütigen und ihren Widerstand zu brechen, waren nur ein
Schritt, um endlich den Moment zu erreichen, an dem er ihre angstvoll
aufgerissenen Augen benutzte, um dahinter sein zerstörerisches Werk zu
inszenieren, das sie zu seelenlosen, dahindämmernden Puppen machte, zerbrochen,
weggeworfen in ein hoffnungsloses Weiterleben ohne Seele und Sinn.
Sarah Flight, Margaret Smith, Caroline Brant und zuletzt Patricia Maynard waren
diesem Monster zum Opfer gefallen und als die fünfte junge Frau namens Rachel
Morris verschwunden war und man ziemlich sicher sein konnte, dass eine
Entführung vorlag, hatte man bereits seit geraumer Zeit die Hilfe eines
Profilers in Anspruch genommen. Jefferson Winter war nicht irgendein Profiler -
sein Vater war ein auf dem elektrischen Stuhl hingerichteter Serienkiller, der
den Tod von fünfzehn jungen Frauen verschuldet hatte und seine letzten Worte
vor der tödlichen Infusion: "Du bist wie ich" waren eine
unwiderrufliche Last auf Winters Seele. Er hatte sich zur Aufgabe gemacht, alle
Serienkiller, denen er habhaft werden konnte, zur Strecke zu bringen. Sein Ruf
war legendär, seine Erfolgsquote hoch, er hatte Talent. Aber vielleicht konnte
er auch deshalb bis in die tiefsten Beweggründe eines Täters vordringen, weil
ihm nichts fremd war, weil er wusste, wie ein Mensch reagieren würde, dessen
Gedanken krank waren und dessen Vergnügen in der Perversion zu suchen war.
Arbeitet man erfolgreicher, wenn man ein "Gleichgesinnter" ist? Nun
beginnt eine Ermittlungsaktion, in der Jefferson Winter, Mark Hatcher, ein
erfahrener Detektive Inspektor und die selbstbewusste Detektivin Sophie
Templeton alles daran setzen, wenigstens die letzte Frau zu finden, ehe der
Unbekannte auch bei ihr sein grausames Spiel zu Ende bringen kann. Aber der
Täter spürt die bedrohliche Nähe, und seine Reaktion ist tödlich und
unberechenbar.
James Carol hat einen spannungsgeladenen Thriller geschrieben. Flüssig, in
gutem Stil und getragen von interessanten Protagonisten verschafft dieses Buch
dem Leser interessante, intensive Lesestunden, in dem er hier einen echten
"page-runner" in den Händen hält. Ganz gleich, ob man sich nun mit
Jefferson Winter identifizieren kann, der seine recht eigenbrötlerisch
ausgelegten Ermittlungsmethoden am liebsten in einer "One-Man-Show"
aufgehoben sähe oder ob man Verständnis hat, wenn auch das Selbstbewusstsein
der taffen Sophie Templeton mal ganz erheblich angeknackst wird, die handelnden
Personen sind authentisch und prima charakterisiert. Soweit also liest sich
alles ohne Beanstandung. Lediglich der Schluss wirkt im Verhältnis zu den
vorangegangenen Kapiteln als zu schnell und wenig detailliert abgehandelt, hier
vermisst man doch gewisse Erklärungen und Bezüglichkeiten, die das Bild noch
abrunden würden und das Ende weniger konstruiert erscheinen ließen.
Fazit
Ein tödliches Puppenspiel, spannend und perfide, mit außergewöhnlichem
Ermittler. Alles in Allem jedoch ein prima Thriller, dessen Nachfolger sicher
empfehlenswert ist, weil eine Menge Potential im Autor steckt.
Vorgeschlagen von brillenbaby
[Profil]
veröffentlicht am 29. November 2014 2014-11-29 12:29:07