Es gibt nicht viele deutsche Autoren, die im Thriller-Genre auf dem
internationalen Markt bekannt und erfolgreich sind. Philipp Vandenberg zählt
ohne Zweifel dazu, denn immerhin wurden seine Bücher, die oft einen
archäologischen Hintergrund haben, bereits in 33 Sprachen übersetzt. Sein
aktueller Roman "Die Akte Golgatha" macht da keine Ausnahme. Nach
einer Organtransplantation stirbt der Archäolge Arno Schlesinger. Was zunächst
wie ein Kunstfehler durch den operierenden Arzt, Professor Gregor Gropius,
aussieht, erweist sich als kaltblütiger Mord. Die Ermittlungen ziehen sich in
die Länge und Gropius beschließt, auf eigene Faust zu ermitteln, um seinen Ruf
als Arzt wiederherzustellen. Schon bald kommt er dahinter, dass der Tod
Schlesingers nicht durch die Organmafia begangen wurde, sondern eine geheime
Organisation dahintersteht, die unter allen Umständen an die "Akte
Golgatha" kommen will. Philipp Vandenberg hetzt seinen Hauptdarsteller
Gregor Gropius durch halb Europa: München, Berlin, Prag, Turin, Jerusalem und
Barcelona sind die Schauplätze dieses ambitionierten, aber letztendlich nur
durchschnittlichen Thrillers. Der Roman fängt spannend an, doch leider
plätschert die Geschichte im weiteren Verlauf ohne echte Höhepunkte dahin. Der
Roman ist zwar an keiner Stelle langatmig, zwingt den Leser aber auch nicht
unbedingt zum Weiterlesen. Man hat das Gefühl, alles in diesem Roman schon
einmal gelesen zu haben. Ein alter Geheimbund tauchte kürzlich in Dan Browns
Weltbestseller "
Illuminati" auf und die
Geschichte, um ein altes Relikt von Jesus Christus hat
Andreas Eschbach in "Das Jesus
Video" wesentlich besser erzählt. Aber auch bei anderen Szenen hat man oft
das Gefühl, dass Vandenberg in die Thriller-Baukiste gegriffen hat, um seinen
Roman zu schreiben: Ein Held, der als Opfer einer Verschwörung versucht, die
Wahrheit ans Licht zu bringen, eine schöne Frau, die ihm dabei hilft und ein
finsterer Gegner, der alle Spuren und Zeugen beseitigt. Positiv zu erwähnen
sind die Einsichten in die Arbeit des Bundesnachrichtendienstes und des
Bundeskriminalamtes. Da diese Organisationen bei den anglo-amerikanischen
Autoren, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle spielen, ist es für
einen deutschen Leser recht interessant auch einmal Einblicke in die Arbeit
dieser Behörden zu bekommen.
Fazit
Philipp Vandenberg hat mit "Die Akte Golgatha" einen Thriller
geschrieben, der mit einer Vielzahl durchschnittlicher US-Thriller mithalten
kann. Der große Wurf ist ihm mit diesem Roman aber leider nicht gelungen.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 26. Januar 2004 2004-01-26 21:03:50