Frau und Männer
Die Veränderung des Bildes vom Mann, die teils herzzerreißende Anklage des
männlichen Geschlechtes an die moderne Frau, die seit mehr als 30 Jahren den
althergebrachten Männeridealen den Zahn zieht, keine Taschentücher mehr fallen
lässt und gar auf Verständnis und Körperhygiene samt entsprechender Fitness
des Körpers besteht, füllt die Gazetten seit Jahren. Hinzu tritt seit kurzem
noch die innere weibliche Auseinandersetzung um den rechten Weg und die rechte
Haltung zur Gleichberechtigung auf höchst ministrabler Ebene.
Eine Menge Stoff also, der im Raume steht, um das Verhältnis von Mann und Frau,
genauer, das Liebesverhältnis, einer genauen Betrachtung zu unterziehen.
In den Reigen derer, die sich dieses Thema in den letzten Jahren auf ihre
(Druck-) Fahnen geschrieben haben, reiht sich nun auch Harald Martenstein ein.
23 Paarungen, das hießt genauer: Eine Frau und 23 Männer, eine Frau, die
durchaus auf der Suche ist, von Beginn an, in dem sie als schwärmende und
gleichzeitig durchtrieben Schülerin den (Buch-} Raum betritt bis hin zum Ende,
in dem sie einen alternden Gigolo und Drittwelt Frauenverführer wie ein
Schoßhündchen mit nach Hause nimmt, natürlich erst, als er in ihre Bedingung
einwilligt, für fünf Jahre ihr treuer Geliebter zu bleiben. Soweit also ist es
gekommen mit der Suche und Sehnsucht nach einem erfüllten Paarleben, dass die
Illusion eines solchen sich von N., der Protagonistin des Buches, im Urlaub
erkauft werden muss.
Aber durchaus folgerichtig ist diese Ankunft deutlich neben dem eigentlich
gesetzten Ziel, betrachtet man die Jahre dazwischen mitsamt der 21 verflossenen
Männer und versuchten Liebschaften. Denn diese Männer sind es, die eigentlich
zu Wort kommen, die in einem Kaleidoskop von Geschichten und Geschichtchen ihre
Zeit mit N. schildern und, das wird Seite für Seite deutlicher, trotzt ihrer
manches Mal anrührenden Anhänglichkeit weder die innere Kraft haben, neben N.
zu bestehen noch letztendlich ein gutes Haar an ihr lassen.
Niemand der auftretenden Personen im Buch ist wirklich sympathisch, das wird
schon nach den ersten Seiten deutlich. N. selbst mit ihrem übertriebenen
Eigensinn und ihrer durchaus berechnenden Seite, die anscheinend ganz gerne sich
nach dem nächsten passenden Mann umschaut. Und die Männer, von ganz weich bis
Frauenflüsternd, von naiv umschwärmend bis innerlich abgehalftert, auch sie
vermögen es nicht, als Sympathieträger zu wirken.
So ergibt sich auf den gut 220 Seiten des Buches ein, in direkter, wenig
komplexer, Sprache vorgetragener, ernüchternder Blick auf die Liebe und das
Leben als Paar der modernen Zeit.
Die, zum Ende des Buches hin, aufgeschwemmte, pekuniär verarmte und
mittlerweile völlig reizlose Protagonistin, die im Alkoholrausch nur mehr von
einem Schriftsteller nebenbei benutzt wird, nicht mehr, kann wohl als ein
symbolisches Bild der Suche nach der wahren Leibe und der wahren Liebe selbst
aus den Augen Martensteins verstanden werden.
Mehr als Illusionen und gegenseitiges Ausnutzen, mehr als Frauen, die Männer
für eigene Gelüste ausquetschen und dafür späterhin durchaus zu bezahlen
haben, gibt es wohl nicht.
Fazit
Das Buch ist leicht und schnell zu lesen, birgt so manche treffende Beobachtung
und zieht aus diesen Beobachtungen klare Schlüsse. Ob diese Schlussfolgerungen
tatsächlich in so einfacher Form zutreffen oder hier nur wunde Stellen des
Autors zum Vorschein kommen, das muss natürlich jeder Leser für sich selber
entscheiden und am eigenen Leben abgleichen. So, wie es im Buch steht, so gibt
es das, keine Frage. Aber nur so? Da wären grundlegende Anfragen gestattet an
den Charakter der Frau als ständig der gleichen Strategie folgend und die
Dumpfheit der Männer, die ständig sofort darauf hereinfallen. Aber eines
gelingt so durchaus, eine innere Auseinandersetzung und Abgrenzung mit dem Buch
und das hat ja schon einigen Wert.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 05. Dezember 2010 2010-12-05 14:12:45