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Harald Martenstein: Gefühlte Nähe

Gefühlte Nähe

von Harald Martenstein
Verlag: C. Bertelsmann [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-570-10006-6

Preis: 19,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
Frau und Männer

Die Veränderung des Bildes vom Mann, die teils herzzerreißende Anklage des männlichen Geschlechtes an die moderne Frau, die seit mehr als 30 Jahren den althergebrachten Männeridealen den Zahn zieht, keine Taschentücher mehr fallen lässt und gar auf Verständnis und Körperhygiene samt entsprechender Fitness des Körpers besteht, füllt die Gazetten seit Jahren. Hinzu tritt seit kurzem noch die innere weibliche Auseinandersetzung um den rechten Weg und die rechte Haltung zur Gleichberechtigung auf höchst ministrabler Ebene.
Eine Menge Stoff also, der im Raume steht, um das Verhältnis von Mann und Frau, genauer, das Liebesverhältnis, einer genauen Betrachtung zu unterziehen.

In den Reigen derer, die sich dieses Thema in den letzten Jahren auf ihre (Druck-) Fahnen geschrieben haben, reiht sich nun auch Harald Martenstein ein. 23 Paarungen, das hießt genauer: Eine Frau und 23 Männer, eine Frau, die durchaus auf der Suche ist, von Beginn an, in dem sie als schwärmende und gleichzeitig durchtrieben Schülerin den (Buch-} Raum betritt bis hin zum Ende, in dem sie einen alternden Gigolo und Drittwelt Frauenverführer wie ein Schoßhündchen mit nach Hause nimmt, natürlich erst, als er in ihre Bedingung einwilligt, für fünf Jahre ihr treuer Geliebter zu bleiben. Soweit also ist es gekommen mit der Suche und Sehnsucht nach einem erfüllten Paarleben, dass die Illusion eines solchen sich von N., der Protagonistin des Buches, im Urlaub erkauft werden muss.
Aber durchaus folgerichtig ist diese Ankunft deutlich neben dem eigentlich gesetzten Ziel, betrachtet man die Jahre dazwischen mitsamt der 21 verflossenen Männer und versuchten Liebschaften. Denn diese Männer sind es, die eigentlich zu Wort kommen, die in einem Kaleidoskop von Geschichten und Geschichtchen ihre Zeit mit N. schildern und, das wird Seite für Seite deutlicher, trotzt ihrer manches Mal anrührenden Anhänglichkeit weder die innere Kraft haben, neben N. zu bestehen noch letztendlich ein gutes Haar an ihr lassen.

Niemand der auftretenden Personen im Buch ist wirklich sympathisch, das wird schon nach den ersten Seiten deutlich. N. selbst mit ihrem übertriebenen Eigensinn und ihrer durchaus berechnenden Seite, die anscheinend ganz gerne sich nach dem nächsten passenden Mann umschaut. Und die Männer, von ganz weich bis Frauenflüsternd, von naiv umschwärmend bis innerlich abgehalftert, auch sie vermögen es nicht, als Sympathieträger zu wirken.

So ergibt sich auf den gut 220 Seiten des Buches ein, in direkter, wenig komplexer, Sprache vorgetragener, ernüchternder Blick auf die Liebe und das Leben als Paar der modernen Zeit.
Die, zum Ende des Buches hin, aufgeschwemmte, pekuniär verarmte und mittlerweile völlig reizlose Protagonistin, die im Alkoholrausch nur mehr von einem Schriftsteller nebenbei benutzt wird, nicht mehr, kann wohl als ein symbolisches Bild der Suche nach der wahren Leibe und der wahren Liebe selbst aus den Augen Martensteins verstanden werden.

Mehr als Illusionen und gegenseitiges Ausnutzen, mehr als Frauen, die Männer für eigene Gelüste ausquetschen und dafür späterhin durchaus zu bezahlen haben, gibt es wohl nicht.
Fazit
Das Buch ist leicht und schnell zu lesen, birgt so manche treffende Beobachtung und zieht aus diesen Beobachtungen klare Schlüsse. Ob diese Schlussfolgerungen tatsächlich in so einfacher Form zutreffen oder hier nur wunde Stellen des Autors zum Vorschein kommen, das muss natürlich jeder Leser für sich selber entscheiden und am eigenen Leben abgleichen. So, wie es im Buch steht, so gibt es das, keine Frage. Aber nur so? Da wären grundlegende Anfragen gestattet an den Charakter der Frau als ständig der gleichen Strategie folgend und die Dumpfheit der Männer, die ständig sofort darauf hereinfallen. Aber eines gelingt so durchaus, eine innere Auseinandersetzung und Abgrenzung mit dem Buch und das hat ja schon einigen Wert.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 05. Dezember 2010

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