Nói, Vala und ihr Sohn Tumi hatten in den Weihnachtsferien ihr Haus mit einem
amerikanischen Ehepaar getauscht. Je näher sie auf der Fahrt vom isländischen
Flughafen ihrem Zuhause kommen, umso spannender wird die Frage, wie wohl die
amerikanischen Tauschpartner in Island zurechtgekommen sind und ob sie selbst
alles wie gewohnt vorfinden werden. Das isländische Paar hat vom ersten Schritt
in sein Haus an ein unheimliches Gefühl. Die Katze wirkt völlig verstört, im
Haus riecht es sonderbar und die Amerikaner haben den Schlüssel des
Sommerhauses nicht wieder zurückgebracht. Zum Glück kann Nói sich per Webcam
versichern, ob im Sommerhaus alles in Ordnung ist. Yrsa Sigurdardóttir zeichnet
mit wenigen Worten eine beklemmende Situation, in der jederzeit mit dem
Schlimmsten zu rechnen ist. Doch Noís und Valas Sorgen bilden in
Sigurdardóttirs neuem Roman nur einen von drei Handlungssträgen. Parallel
werden vier Personen auf eine winzige Felsnadel vor Island geflogen, die allein
Platz für den Leuchtturm bietet. Zwei Männer und eine Frau sollen am
Leuchtturm Reparaturen vornehmen, der vierte im Bunde, der Fotograf Helgi, hat
sich der Truppe in letzter Minute aufgedrängt. Als die vier Personen nicht wie
erwartet am folgenden Tag per Hubschrauber von ihrem nebelumwogten Felsen
abgeholt werden können, sind die Konflikte leicht vorstellbar, die nun in der
Notgemeinschaft der Vier aufbrechen werden. In einem dritten Handlungsfaden
recherchiert die Kriminalbeamtin Nina eher unfreiwillig die Vorgeschichte zum
Selbstmordversuch ihres Mannes. Nina ist nach einem Disziplinarverfahren
zeitweise vom aktiven Dienst freigestellt und zu Archivarbeiten eingeteilt. In
einer alten Akte entdeckt sie, dass ihr Mann als Kind Zeuge in einem anderen
ungeklärten Selbstmordfall war. Beide Selbstmorde sind direkt mit dem Haus
verbunden, in dem Nina lebt und das ihr nun wie ein bedrohliches Lebewesen immer
näher zu rücken scheint.
Fazit
Sigurdardóttirs Protagonisten werden auf unterschiedliche Weise von den
Schatten ihrer Vergangenheit bedrängt. Besonders irreal habe ich die Situation
auf dem winzigen Felsen erlebt, auf dem man in jeder Minute befürchten musste,
eine der Personen würde vom Sturm ins Meer geweht. Eine Verknüpfung zwischen
den Beteiligten ist zwar von Anfang an zu vermuten, die spannende Frage jedoch,
was die Personen miteinander verbindet, fesselt in der ausgesprochen schaurigen
Atmosphäre bis zur letzten Seite.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 29. Oktober 2014 2014-10-29 09:27:36