Der autoritäre Herrscher Damall kauft auf Märkten billig kleine Jungen ein und
erzieht sie auf seiner Insel mit grausamen Methoden zu gebildeten Sklaven, um
sie dann mit Gewinn weiter zu verkaufen. Oriel und sein Freund Griff wissen
nichts über die Welt außerhalb der Insel des Damall, doch sie wagen gemeinsam
die Flucht über das Meer. Sie wissen weder, dass man sie sofort an ihren
Schuhen als Flüchtlinge von der Insel erkennt noch haben sie von den
gefürchteten umherziehenden Wolfern gehört. Die beiden Jungen finden Arbeit
und Unterkunft beim Salzsieder Vasil und seiner Tochter Tamara. Der Salzsieder
lehrt Oriel und Griff sein Handwerk und was sie sonst zum Überleben brauchen.
Ein falsches Wort kann fatale Folgen haben; denn die politische Lage auf dem
Festland scheint verworren. Um das Fürstentum und die Heirat mit der Fürstin
Merlis ist ein erbitterter Nachfolgestreit entbrannt. In Selby, dem ersten
größeren Ort, den Oriel und Griff erreichen, ist es üblich, mit einem
farbigen Halstuch Stellung zu nehmen, mit welchem Thronanwärter man
sympathisiert. Wer kein Tuch trägt, erscheint suspekt. Oriel und Griff geraten
auf ihrem weiteren Weg in Gefangenschaft und müssen in Schnee und Eis um ihr
Überleben kämpfen. Schließlich wird Oriel sich entscheiden, ob er am Turnier
um die Gunst der Fürstin Merlis teilnehmen und damit seinen Anspruch auf den
Titel des Grafen von Sutherland geltend machen will.
"Im Schatten des Falken" ist als dritter Band des Zyklus aus
"Unter der Maske" und "Auf dem Glücksrad" erschienen. Alle
drei Titel und auch der vierte Band
Elske: Die Vertraute der Königin
können unabhängig voneinander gelesen werden. Cynthia Voigt beschreibt die
Lehr- und Wanderjahre zweier unterschiedlicher Freunde. Aus verängstigten
Kindern, die täglich um ihr Leben fürchten, entwickeln Oriel und Griff sich zu
freien Männern. Sie haben allerlei Bewährungsproben zu bestehen und wachsen an
ihren Aufgaben. Im Mittelpunkt stehen die Reifung der Hauptfigur Oriel, die
Beziehung zwischen Oriel und seinem Freund und Berater Griff, sowie Oriels
wachsende moralische Urteilsfähigkeit. Kriegführung, Auslese in Turnieren und
das Töten um des Machterhalts willen beurteilt Oriel zum Ende der Handlung
zunehmend kritisch.
Fazit
Cynthia Voigt vermittelt den Alltag der einfachen Leute sehr überzeugend und
mit vielen Details. Ihre Figuren sind sorgfältig und differenziert dargestellt.
Die Handlung ihres historischen Jugendromans gewinnt ihre Spannung aus den
Beziehungen der zahlreichen Personen untereinander, kann auf 450 Seiten die
Leser jedoch nicht durchgehend fesseln.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 22. Mai 2007 2007-05-22 11:43:44