"Ich" ist ein Berliner Lehrer, der sein komplettes Leben aufgegeben
hat, um seine Tochter aufzuspüren, die vor Jahren spurlos verschwunden ist.
Dabei kommen "Sie" ins Spiel - eine Gruppe von vier Männern, die der
Lehrer in einer Kneipe kennenlernt und die scheinbar die gleiche Leidenschaft
haben wie er. Und dann ist da noch "Du", das einzige Mädchen, dass
diesem Männerbund scheinbar jemals lebend entkommen ist.
Nach vier Jahren Thrillerpause legt der in Kroatien geborene und in Berlin
lebende Autor Zoran Drvenkar einen vielbeachteten Thriller auf, der als bisher
einziger Titel im neuen Verlagshaus Eder & Bach erschienen ist.
"Still" ist beklemmend und verstörend und hat fast alles, was einen
guten Psychothriller ausmacht.
Dabei arbeitet der Autor sehr gekonnt mit drei ganz unterschiedlichen
Perspektiven, die jeweils mit Ich, Du und Sie überschrieben werden und auch
genau mit dieser Stimme arbeiten. Eine Arbeitsweise, die man schon von seinen
anderen Romanen "Sorry" oder "Du" kennt. Nichts ist in
"Still" scheinbar so wie es scheint. Immer wieder führt Zoran
Drvenkar den Leser auf eine falsche Fährte. Leider kann er die Güte dieses
Puzzelspiels nicht bis zum Ende durchhalten, dann die finale Auflösung war mir
eine Spur zu unglaubwürdig und zu wenig greifbar.
Was mich dagegen wirklich beeindruckt hat, ist die Sprache mit der Zoran
Drvenkar arbeitet. Mal brutal, mal direkt, mal metaphernreich nimmt er den Leser
an die Hand und führt ihn in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele.
Allein unter diesem Aspekt ist der Roman einer der absoluten Thrillerhighlights
dieses Herbstes.
Fazit
"Still" ist alles andere als eine leicht Lektüre, auch wenn sich der
Roman flott liest. Das Thema des Romans geht unter die Haut und verarbeitet sehr
gekonnt Motive der Tribute von Panem oder dem Running Man. Sprachlich zeigt
Zoran Drvenkar, dass er in einer ganz eigenen Liga spielt. Lediglich das Ende
ist mir zu nebulös und mindert letztlich den Gesamteindruck. Wer sich davon
nicht abhalten lässt, bekommt mit "Still" einen düsteren,
verstörend und hochspannenden Thriller!
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 27. Oktober 2014 2014-10-27 18:13:14