Mit diesem Roman setzen sowohl Franziska Franke als auch der KBV Verlag die
Tradition des detektivischen Ermittelns a la Sherlock Holmes fort. Holmes, der
immer noch als Norweger Sven Sigerson durch die Welt reist, um sich vor seinem
Erzfeind Moriarty zu verstecken, ist gerade aus dem Sudan zurück. Er möchte
sich eigentlich nur mit seinen Freund David Tristram aus der florentiner
Steinmetz-Familie Boldoni treffen. Doch zufällig begegnet er auf Sizilien
seinen alten Bekannten Colonel Hayter. Der ehemalige Klient lebt mittlerweile
auf Malta und bittet Holmes inständig um Hilfe. Schließlich kennt er die
Fähigkeiten und Vorlieben seines Freundes Holmes, der immer wieder betont, auf
keinen Fall mit seinem richtigen Namen angesprochen zu werden. Holmes soll den
Kolonialangestellten Peter O’Brian auf der Insel aufspüren, weil der seit
wenigen Tagen spurlos verschwunden zu sein scheint. Zusammen mit Tristram
ermittelt der Privatdetektiv in Kirchen, Festungsanlagen und unterkellerten
Palästen.
Das Können der Schriftstellerin Franziska Franke in der Nachfolge von Arthur
Conan Doyle ist mit ihrem mittlerweile sechsten Sherlock-Holmes-Roman
hinlänglich bekannt. Und doch fasziniert es immer wieder, mit wie viel Akribie
und Detailtreue sie die Figuren ihrer Romane zeichnet. Zwar kann sie am
Charakter des Privatermittlers nicht mehr viel ändern, weil er aus zahlreichen
Romanen und Erzählungen des Originalautors bekannt ist. Doch hat Franke
genügend Spielraum bei allen anderen Figuren, die sie entweder neu geschaffen
hat oder die in einer früheren Erzählung lediglich als Nebenfigur angelegt
war. Besonders das Zusammenspiel zwischen Holmes und seinem Freund Tristram, den
er während seines Exils einmal in Florenz kennengelernt hatte, ist ein delikat
amüsantes Leseerlebnis. Ein weiterer Pluspunkt ergibt sich aus der Darbietung
von geschichtlichem, kulturhistorischem und künstlerischem Wissen, welches
Franke nach ergiebigen Recherchen dezent in die Handlungen einflechtet. Dabei
stehen in diesem Roman die Gemälde von Caravaggio im Mittelpunkt. Der
allwissende (oder besserwissende?) Holmes bietet die beste Grundlage, nicht nur
seinen Gesprächspartnern, sondern auch den Lesern seine Ansicht über die Kunst
darzulegen.
Fazit
Mit dem vorliegenden Kriminalroman kann sich der Leser oder die Leserin auf
traditionsreiche und spannende Unterhaltung freuen.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 19. Oktober 2014 2014-10-19 16:53:14